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Neuschottland
Auszug aus dem Buch “Kapitäne der Deutschen Hochseefischerei“ 2016 Günther Kröger Neuschottland, Neuengland und USA-Schelf Diese Fanggebiete hatten in den Jahren von 1964 bis 1977 für die Fischerei ausländischer Fangflotten eine große Bedeutung. Ehemalige sowjetische Fischereischiffe erkundeten 1961 und 1962 dieses Gebiet und bereiteten einen kommerziellen Einsatz vor. 1963 schickte die Rostocker Hochseefischerei das Forschungsschiff, den Trawler „Eisenach“ zur Georges- und Browns Bank, um auf der Basis der sowjetischen Forschungsergebnisse eigene Fischereimöglichkeiten zu erschließen. Dieses Gebiet wurde kommerziell erst ab 1964 von ausländischen Fischereiflotten genutzt. Die Rostocker FVS „Bodo Uhse“ und „Willi Bredel“ hatten 1966 in diesem Gebiet einen Kurzeinsatz, um Erprobungen für den Heringsfang durchzuführen. Danach waren wir Rostocker fast ganzjährig in diesem weitläufigen Fanggebiet immer mit einer starken Fahrzeugkonzentration vertreten. Der Einsatz im Dezember und im Frühjahr war geringer, dafür waren die Schiffseinsätze von Juli bis November sehr konzentriert. Neben Loggern, einschließlich der Ringwadenfahrzeuge, setzten wir unsere Trawler und FVS, sowie die beiden TVS Flotten mit ihren Zubringertrawlern und auch Frosttrawler ein. Mit 66 Fahrzeugen wurde 1973 der stärkste Fischereieinsatz gefahren. 1967 wurden von der westdeutschen Hochseefischerei zwei Schiffe der Universitätsklasse, das FMS „Bonn“ und das FMS „Marburg“ im Heringsfang eingesetzt. In den Jahren danach war die westdeutsche Flotte ebenfalls stark in diesem Gebiet vertreten. Von Interesse für die kommerzielle Fischerei waren in diesem Gebiet folgende Fischarten: Seehecht, Schellfisch, Gabeldorsch, Hering, Pomolobus, zeitweilig Seelachs und Makrele. Von der damaligen sowjetischen Flotte wurde anfangs gezielt auf Seehecht, Schellfisch, Gabeldorsch und Pomolobus gefischt. Ich möchte Ihnen vor allem die deutsche Herings- und Makrelenfischerei veranschaulichen und verwende dazu auch Aussagen aus der Fangplatzcharakteristika der Rostocker Fangdirektion für dieses Gebiet. Seehecht haben wir nicht gezielt befischt. 1972 wurde das TVS „Junge Welt“ mit Zubringertrawlern auf der Stellwagen Bank kurzzeitig zum Seelachsfang eingesetzt. Der Einsatz fand Anfang November bis in den Dezember statt. Hering Die Verbreitung des Herings erstreckt sich vom St. Lorenz Golf bis zum Cape Hatteras. Aus den biologischen Untersuchungen wissen wir, dass der Hering in diesem Verbreitungsgebiet unterschiedliche Bestände gebildet hat. Neben Unterschieden an den Flossen unterscheiden sie sich vor allem an den Laichzeiten und Laichplätzen.Die Heringsfischerei begann etwa im Monat Mai südlich von Nantucket und sie war abhängig von der Entwicklung des Planktons, als Nahrungsgrundlage. Die Heringsschwärme, adulte Tiere, nahmen intensiv Nahrung auf. Die Schwärme waren noch klein und sehr beweglich zu diesem Zeitpunkt und sie hielten sich in Tiefen von 50 bis 120 m auf. Mit fortschreitender Jahreszeit wanderte der Hering in nordöstlicher Richtung und erreicht im Juni die Südost-, Ost- und Nordost – Seite der Georgesbank. Hier hielt er sich in dichteren Schwärmen auf, wobei die stärksten Konzentrationen im Juni im südlichen Teil der Georgesbank gefunden wurden. Wir erinnern uns, dass auch im Juli die Situation nicht anders war, obwohl die Wanderung sich in nördliche Richtungen andeutete. In den Monaten August, September und Oktober stellten wir immer wieder fest, dass die Fressaktivitäten und auch die Wanderungen nachließen und die Laichzeit bevorstand. Die Schwärme konzentrierten sich immer mehr auf engem Raum im nördlichen und nordwestlichen Raum der Georgesbank. Ende September oder auch Anfang Oktober begann die Laichzeit des Herings. Sie zog sich oft bis Mitte, Ende Oktober, manchmal sogar bis in den November hin. Die Fischereikapitäne stellten fest, dass sich der Hering nach dem Laichen weiterhin in lockeren Schwärmen, meistens westlich der Georgesbank aufhielt und nach wie vor gut befischt werden konnte. Später, nach dem Abkühlen der Wassertemperatur und der Verringerung der Planktonvorkommen setzte die südliche Wanderung ein. Am Ende des Jahres hatte der Hering die Gebiete südlich der Georgesbank erreicht. Die Überwinterungs-periode, in der Zeit von Dezember bis März erfolgte in den Gebieten zwischen Nantucket bis Chesapeake Bay. Auf Grund der Qualität der Herings waren unsere Fangaktivitäten zu dieser Zeit gering. Im März begann erneut die nördliche Wanderung und die Fressintensität nahm zu. Den Fischereikapitänen ist bekannt, dass die Planktonentwicklung immer dort am intensivsten war, wo Wasservermischungen erfolgten. Der Golfstrom von Süden kommend und der kältere Labradorstrom von Norden einfließend und das Küstenwasser schaffen dafür an den Kanten der Bänke gute Voraussetzungen. Damit ist zu erklären, dass die Fischerei an den Kanten der Bänke am erfolgreichsten war. Erwähnt werden soll, das auch im Golf of Maine kleinere Heringsbestände vorhanden waren. Wie auch in anderen Fanggebieten des Herings führt der Hering Vertikalwanderungen bei der Nahrungsaufnahme durch. Wir wissen aber auch, dass gerade in diesem Gebiet oftmals tagelang Nebel die Fischerei behinderte. An diesen Tagen waren die Vertikalwanderungen am Abend gering und der Hering blieb am Boden. Die Heringsfischerei in diesem Gebiet war für die deutsche Hochseefischerei ein willkommender Ausgleich für die verlorene Fischerei in den alten herkömmlichen Gebieten. Makrele Bei der nordamerikanischen Makrele handelt es sich um die gleiche Art, wie wir sie in unseren herkömmlichen Fanggebieten und im Raum westlich der afrikanischen Küste vorfinden. Aus unserer Fischereitätigkeit wissen wir, dass die amerikanische Makrele von Cape Hatteras im Süden bis zur Belle Isle Straße im Norden verbreitet ist. Die erfolgreichste Fischerei erfolgte in den Gebieten Chesapeake Bay bis zur Georgesbank. Nach den Aussagen der Biologen war die Chesapeake Bay das Überwinterungsgebiet der Makrele. Im März wurde hier in Wassertiefen von 30 bis 40 m gefischt, da die Makrele gute Konzentrationen bildete. Auf Grund der geringen Wassertiefe traten immer wieder Probleme in der Fischereidurchführung auf. Bis zum Mai verblieben unsere Hochseefischer in diesem Gebiet, die Fischerei fand nunmehr aber in Tiefen von 100 bis 140 m statt. Immer wieder etwas unterschiedlich, aber meistens Anfang Mai begann die Wanderung der Makrele in Richtung Nordost. Unsere Fischereikapitäne folgten der Wanderung der Makrelenschwärme und sie erreichten meistens Ende Mai das Gebiet um den Hydrographer Canyon. Hier fischten sie in Wassertiefen von 100 bis 140 m. Die Makrelenfischer sammelten sich dann Anfang Juni im Nordosten der Georgesbank. Die starke Konzentration der Makrelen ließ in dieser Zeit nach. Wo sie nach der Fressperiode laichten liegt mir nicht vor. Fest steht, dass die Makrele Ende September, Anfang Oktober wieder südlich zu den Überwinterungsgebieten wandert. Auf ihren nördlichen Weg legten sie Wege von 16 sm am Tag zurück. Unsere Flotte konzentrierte sich bereits im Juli auf den erneuten Heringsfang Fangplätze-Neuschottland
Georges – Bank von Kapitän Günther Kröger 2018 An der südostkanadischen und nordostamerikanischen Küste finden wir von Neufundland bis zum südlichen Neuengland eine Vielzahl von Bänken, die für die nationale und internationale Fischerei von großem Interesse waren und für die dortigen Fischer auch heute noch sind.
Höhen und Tiefen in der Fischerei der Rostocker Flotte auf der Georges-Bank, Schlussfolgerungen. Kapitän Günther Kröger nach Material der Arbeitsgruppe des Fiko Rostock unter Leitung von Kapitän Langhinrichs und dem Fangtechniker Günther Hecking aus dem Jahr 1969. Die Fischerei der Rostocker Hochseefischerei vor der Nordost-Küste der USA, insbesondere von der kanadischen Neufundlandküste bis zum Südende von Neuengland hatte bereits den Charakter einer Fernfischerei. Der Einsatz unserer Flotte auf den dortigen Bänken, speziell der Georges-Bank stellte einen besonderen Entwicklungs-abschnitt unserer Fischereitätigkeit dar. Er ist geprägt durch den Einsatz pelagischer Netze für den Fang von Hering und Makrelen auf den Fang- und Verarbeitungsschiffen und den Zubringertrawlern.
Abhängigkeiten bei der Konstruktion der Netze Diese gestellte Zielstellung war von bestimmten Bedingungen abhängig. Bei den Fahrzeugtypen FVS Ia und FVS Ib sowie der Z-Trawler war unter Beachtung der Strömungsverhältnisse, des Wetters und der Bodenbeschaffung auf der Georges-Bank mit den vorhandenen Netzen die Manövrierfähigkeit gewährleitet, die Schleppgeschwindigkeit mit geringen Reserven jedoch ausgeschöpft. Die FVS II dagegen hatten noch ausreichende Reserven. Damit stand fest, dass bei den 2000 und 2500 Maschennetzen der Netzwiderstand nicht erhöht werden durfte. D.h. die Größe und Bauart der neuen Netze mussten so gewählt werden dass z.B. das HPG 1700 Netz widerstandsmäßig dem HPG 1200 Netz entspricht und es von FVS Ia geschleppt werden kann. Ebenso verhalten sollte sich das HPG 2000 und widerstandsmäßig dem HPG 1596 gleichen. Dann kann es von den FVS Ib und den Z-Trawlern geschleppt werden. Weitere Veränderungen Diese Bedingung waren nur durch die Anwendung großmaschigen Netztuches einzuhalten. Auf Kosten der Schleppgeschwindigkeit durfte keine Netzvergrößerung erfolgen. Gleichzeitig wurde mit der Industrie erreicht, dass die eingesetzten Garne eine höhere Qualität erreichten und damit mit dazu betrugen, den Netzwiderstand bei ausreichender Festigkeit der Garne zu reduzieren. Auch auf dem Gebiet der Netzreparaturen wurden Verbesserungen erzielt, um die Handhabung mit den größeren Maschenweiten zu vereinfachen. Während des Einsatzes der Arbeitsgruppe wurden gleichfalls die Achtergeschirre verändert und ein neuer Steert positiv getestet und eingeführt. Die Realisierung der Zielstellung wurde begünstigt durch die mittlerweile seit Mitte 1969 Herstellung von a= 400 mm Maschentuch in Heidenau. Diese Größe entsprach dem internationalen Stand, obwohl in Schweden bereits Netztücher mit einer Maschenweite von a= 540 mm gefertigt wurden, in Netzen aber nur Maschenweiten von a= 360 mm zum Einsatz kamen. Im Fiko Sassnitz wurden im gleichen Zeitraum Versuche mit Maschenweiten a= 720 und a= 1440 mm vorgenommen. Bei uns im Fiko Rostock wurde zu dieser Zeit intensiv an der Einführung des Jagernetzes gearbeitet. Erst nach Versuchen mit dem Jagernetz sollte damals über eine größere Maschenweite als 400 mm entschieden werden. Weitere Untersuchungen Die Arbeitsgruppe führte eine Reihe weiterer Untersuchungen auf den unterschiedlichen Schiffstypen durch. Sie stellten noch einmal heraus, dass der technische Zustand unserer Großschiffe und anderen Schiffstypen teilweise veraltet war. So war die gezielte pelagische Fischerei der Zubringertrawler durch die Ruderdüsen stark benachteiligt. Das Manövrieren wurde beim Ruderlegen erschwert, da ein Leistungsabfall eintrat und sich die Netztiefe veränderte. Ebenfalls wurde nochmals darauf hingewiesen, dass Wellengeneratoren, wie sie die Schiffstypen Frosttrawler, Zubringertrawler und FVS II besaßen in der gezielten pelagischen Fischerei ungünstig sind. Mit den Kapitänen wurde während des Einsatzes der Arbeitsgruppe gleichfalls notwendige Veränderungen bezüglich der Fangtechnik für den Einsatz in anderen Gebieten diskutiert. Die Kapitäne forderten querschiffsverfahrbare Galgenblöcke zur Erleichterung der Fischerei im Eis für die Großschiffe. Diskutiert wurde über eine Scherbrettwechselein-richtung und es wurde vorgeschlagen zur Erleichterung des Umgangs mit der Netzsonde muss die Kabelführung über einen A-Mast Block erfolgen. Dadurch ergibt sich auch ein günstigerer Standort für die Kabelwinde. Probleme mit den Ortungsgeräten Immer wieder wurde von den Kapitänen während der pelagischen Fischerei auf Hering und Makrelen auf die Ausrüstung von leistungsfähigen hydroakustischen Ortungsgeräten hin gewiesen. Diese gleiche Forderung gab es auch schon während der Ringwadenfischerei der Loggerflotte. Für Veränderungen bzw. für die Umrüstung wurde eine einheitliche Ausrüstung auf den FVS und Zubringertrawlern gefordert. Als Minimalausrüstung forderten die Kapitäne ein HV – Lot, einen Sondenschreiber und ein Grundlot. Auf den Z-Trawlern sollte diese Ausrüstung angepasst werden. Beim HV – Lot HAG 401 wurde die Leistung und der hohe Bedienungsaufwand stark kritisiert. Bei einer gezielten Fischerei müsste man hier einen zusätzlichen Spezialisten einsetzen, der Wachhabende könne alleine die notwendigen Handgriffe kaum durchführen. Bei den starken Fahrzeugkonzentrationen im Fanggebiet ging die Sicherheit für das Schiff vor. Wie bereits bekannt waren die vorhandenen Geräte sehr störanfällig und fielen oft ganz aus. Es wurde gefordert den Druck auf die herstellende Industrie zu erhöhen oder Importe zu tätigen. International gab es bereits neue Rundum – Lote, wie das Elac-Superlot oder das Simrad – Sonar SB 3. Auch die Japaner fuhren bereits Lote mit hohen Leistungen und geringeren Bedienungsaufwand. Forderungen nach Veränderungen in der Produktion Insbesondere in der Vor- und Nachsaison waren oft lange Suchzeiten notwendig. In diesem Zusammenhang wurde von den Kapitänen auf die vorhandene Einlagerungskapazität auf Schiffen der BRD verwiesen. Eine große Einlagerungskapazität, zur Sicherung einer Tagesproduktion ist durch die nicht kontinuierliche Fischerei im Heringsfang notwendig. Die vorhandene Einlagerungskapazität auf unseren Schiffen ist unzureichend. Hinzu kommt,dass auf unseren Schiffen die Bunker nicht isoliert sind. Um die Temperatur in den Bunkern konstant niedrig zu halten, sollten die Bunker mit Holz ausgeschlagen sein. Ein weiteres Problem war die nicht ausreichende Frostkapazität unserer Großschiffe. Doch dieser Mangel war bekannt und es wurde an Veränderungen gearbeitet. Fazit Die aufgeworfenen Probleme, die vor allem aus der pelagischen Heringsfischerei hervorgingen wurden von den Ingenieuren aufgearbeitet und bei der Indienststellung der Supertrawler beachtet. Soweit es möglich war, wurden Veränderungen auf den vorhandenen Schiffstypen durchgeführt. Die pelagische Fischerei auf der Georges-Bank und auf den anliegenden Fangplätzen brachten der Rostocker Hochseefischerei ein Vielzahl neuer Erkenntnisse. Eine Vielzahl von alten Forderungen nach Veränderungen sowohl in der Fangtechnik als auch im technologischen Fangverlauf wurden noch einmal bekräftigt. In dieser Zeit wurden intensive Gespräche mit der Zulieferindustrie geführt und eine Reihe Veränderungen eingeleitet.
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Letztes Update: 16.12.2019, 19:29 Uhr
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