Fangtechnik im Fischkombinat Rostock
von Günther Kröger
Auszug aus dem Buch: "Hochseefischer, Menschen ganz
besonderer Art." / Fangtechniker Günther Hecking
Irgendwo vor vielen
Tausend Jahren haben unsere früheren Vorfahren beobachtet und
erkannt, dass in den Flüssen, Seen und dem Meer winzig kleine
Meerestiere - in den unterschiedlichen Formen, aber auch eine
Vielzahl von Fischarten leben, die für sie als Nahrung dienen
konnte.
Sicherlich haben sie die
ersten Fische mit den Händen gefangen. Bestimmt haben sie
dann aber erkannt, dass ein Schlag mit dem Stock erfolgreicher
sein kann. Sie beobachteten auch, wie sich Fische im seichten
Wasser in Baumwurzeln oder Gestrüpp verfingen und man sie nur
heraussammeln musste. Als sie dann entdeckten, dass man sich auf
einem treibenden Baumstamm weiter vom Ufer entfernen konnte und
sie später merkten, dass ausgehöhlte Baumstämme
sicherer schwammen als die runden Stämme, konnten sie weitere
Strecken zurücklegen und mit dem Speer auch
größere Fische in tieferem Wasser erbeuten.
Sicher ist, dass die
Entwicklung des Fischfanges und der Bau von Schiffen, wenn auch
anfangs nur primitive Typen, von den jeweiligen Formen abhing, in
denen die Menschen zusammen lebten und wie die soziale Stellung
der Fischer war.
Das Fanggerät
entwickelte sich jedoch immer in weitgehender Abhängigkeit
vom Bau der Fangschiffe und seiner weitgehenden Verwendung in den
unterschiedlichen Zeitperioden.
Eigentlich finden wir die
Fanggeräte, die unsere Vorfahren nutzten, auch heute noch
wieder, aber weiter verfeinert und entwickelt.
Harpunen, Angeln, Bungen
und Reusen, Wadennetze, Wurf- und Senknetze, Stellnetze und
später die Kurren, aus denen dann die Schleppnetze
entstanden, werden heute noch überall auf der Welt
eingesetzt. Entstandenen Methoden des Scheuchens der Fische, durch
die Beobachtung des Fischverhaltens, finden auch heute noch
Anwendung in der Eisfischerei oder der Fischerei direkt am Strand.
Der Einsatz all dieser
Fanggeräte und der Fangmethoden ist immer abhängig
gewesen von der gesellschaftlichen Entwicklung des jeweiligen
Landes, der Menschen und dem speziellen Standort. Dieser
Tatbestand erklärt sich aus der unterschiedlichen Entwicklung
der Fischerei der verschiedensten Länder.
Der modere Schiffbau, die
breite Anwendung der Elektronik und Datenverarbeitung in der
Schiffsführung und natürlich in der Fischortung, der
Verfeinerung der Garne bei höherer Haltbarkeit, die
unterschiedlichsten Bearbeitungs- und Verarbeitungsmethoden des
Fisches, ihre Konservierung, verfeinerten das vielfältige,
interessante Gebilde der Fischerei und insbesondere der
Fangtechnik.
In der vergangenen
Zeitperiode beeinflussten der Rückgang der Rohstoffbasis und
die fischereipolitischen Maßnahmen der Küstenstaaten
gravierend die Fischereiaktivitäten vieler Länder, die
Fischerei betrieben.
Diese allgemeine
Entwicklung der Fischerei auf den Weltmeeren mit ihrem Einfluss
auf die Fischereimöglichkeiten forderten höheren
Ansprüche an die Fangschiffe selbst, aber vor allem an ihre
technischen Ausrüstungen und damit besonders an die
Fangtechnik.
Ein Beispiel einer solchen Entwicklung
finden wir bei vielen Fangflotten und insbesondere auch in der
Rostocker Hochseefischerei.
Fangtechik in der Rostocker Hochseefischerei.
Auszüge aus dem Buch „Kapitäne der Deutschen Hochseefischerei“
Beitrag von Kapitän Günther Kröger - 21.11.2023
Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit in der Hochseefischerei, dass spürten unsere Fischereikapitäne immer wieder, waren gründliche Kenntnisse zum Fangnetz, dem passenden Vorgeschirr mit den Scherbrettern in Abhängigkeit von der Schiffsgröße und der Maschinenleistung.
Den Einsatz der richtigen Fangtechnik sahen sie immer in Verbindung mit der Beurteilung des Fangobjektes, seinem biologischen Zustand und seinem Verhalten sowie dem Fangplatz mit den Boden- und Strömungsverhältnissen.
In den letzten Jahren kamen die Festlegungen der Küstenstaaten zum Fanggerät und andere Regulierungen dazu, die man unbedingt beachten musste. Die Beherrschung all dieser Faktoren zeichneten qualifizierte, erfolgreiche Fischereikapitäne aus. Sie kannten auch die alte Weisheit: „ Die beste Hose sitzt nicht, wenn die Naht nicht stimmt und die Knöpfe an der verkehrten Stelle angenäht sind“. So ist es auch in der Fischerei. Das beste Netz und Fanggeschirr bringt keinen Fangerfolg, wenn der Kapitän nicht den richtigen Fangplatz und die richtige Wassertiefe gewählt hat, wenn er nicht fachgerecht mit dem Netz und Geschirr umgeht.
Unsere Fischereikapitäne sammelten ihre Kenntnisse als Jungmann oder während der Fischerlehre, als Netzmacher und Steuermann. Sie schauten den Kapitänen auf die Finger, beobachteten all ihre Entscheidungen im Fanggeschehen und im Umgang mit dem Fangnetz. Einige hatten es einfacher, weil eine Reihe Kapitäne ihr Wissen gezielt an den Nachwuchs weitergaben. Später wurde an der Seefahrtsschule Fangtechnik gelehrt. Damit erhielten die späteren Fischereikapitäne ein gezieltes Grundwissen, das für die praktische Arbeit an Bord von großem Vorteil war. In den beiden Fischkombinaten und in den westdeutschen Reedereien erhielten die Fischereikapitäne eine gezielte Unterstützung durch die Fangtechniker. Sie waren seit Ende der 50er Jahre an den Fischereistandorten und Fischereiinstituten präsent, hatten meistens Schiffbau studiert und eine Sonderausbildung in der Fangtechnik erhalten. Durch ihre Arbeit wurde die Entwicklung der Fangtechnik in der Hochseefischerei sehr schnell voran getrieben. Ihnen haben unsere Fischereikapitäne viel zu verdanken, denn sie standen an ihrer Seite, wenn neue Netze und Geschirre auf See eingeführt wurden. Waren immer offen gegenüber Erkenntnissen und Erfahrungen der Fischereikapitäne für die eigene Arbeit. Ihre Arbeit in Rostock, Cuxhaven und anderen Standorten fand internationale Anerkennung.
In Abhängigkeit vom technischen Fortschritt in der Welt, der Entwicklung der Fangschiffe und dem Wissen über die Verhaltensweisen der für die Fischerei interessanten Fischarten, veränderten sich in der deutschen Hochseefischerei die Fischereinetze und Fanggeschirre und damit die Fangmethoden nach 1945 mit einem rasanten Tempo.
Den Fachleuten ist auch heute noch gegenwärtig, dass die deutsche Hochseefischerei nach 1945 mit passiven und aktiven Fanggeräten arbeitete. Nach dem II. Weltkrieg überwog das passive Fanggerät, unser Treibnetz. Die Ursache lag an den eingeschränkten Möglichkeiten durch die alliierten Mächte für unsere Fischerei und den vorhandenen Schiffstypen.
Doch die Fischerei mit dem aktiven Fanggerät, dem Schleppnetz, nahm schnell zu, als die Einschränkungen aufgehoben wurden. Nun setzte die verstärkte Schleppnetzfischerei auch wieder in den Fanggebieten um Island, in der Nordsee, an der norwegischen Küste und der Barentssee ein. Die Fischdampfer landeten wieder alte begehrte Sortimente an, die von der Bevölkerung dankend angenommen wurden.
Die Rostocker Hochseefischerei mit ihren ersten Loggern und Trawlern fischten ebenfalls mit dem Grundschleppnetz auf Hering und Rundfisch. Es wurde auch der Versuch unternommen mit der Treibnetzfischerei den Heringsfang zu verbessern. Doch mit den Anfängen der pelagischen Fischerei, wurde die Treibnetzfischerei nicht weiter verfolgt. Die Anfänge der Fischerei mit pelagischen Netzen in der deutschen Hochseefischerei erfolgten Ende der 50er Jahre bis sie Anfang der 60er Jahre sowohl auf den Seitenfängern als auch auf den neuen Hecktrawlern und Fabrikschiffen als neue Fangmethode zum Durchbruch kam. Die pelagische Fangtechnik ist auch heute noch dominierend in der Hochseefischerei.
In der Rostocker Hochseefischerei gab es Ende der 60er Jahre umfangreiche versuche mit der Ringwadenfischerei durch 9 dafür ausgerüstete Logger. Im Fischfang Sassnitz erfolgte ebenfalls der Einsatz eines Frosttrawlers in der Ringwadenfischerei.
Einige Jahre betrieb die Rostocker Hochseefischerei im Kalmarfang die Licht-Angelfischerei neben dem Schleppnetzfang.
Zusammenfassend kann ich feststellen, dass das Schleppnetz noch vor der Ringwade und dem Treibnetz das weltweit wichtigste Fanggerät war und auch heute noch ist.