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Schirmer
Jochen Schirmer
Kunstmaler


Arbeitskreis


60 Jahre
Fischwirtschaft
in Rostock Marienehe



Bilder vom Fischereihafen aus den Jahren 1950 bis 1990 und nach der Wende 1990

Fischereihafen




Ständige Ausstellung
Hochseefischerei 1950-1990

Societät Rostock maritim e.V.


Allgemeine Berichte zur Fangtechnik

Der Kurrleinenverschleiß auf unseren Fangschiffen von Heinz Litzow, Stralsund -Schiffbau Technik

Netzmaterialien

Beitrag von Kapitän Günther Kröger - 21.11.2023


Die ersten Fischereinetze nach 1945 wurden mit Garnen aus Hanf, Sisal, Manila und Baumwolle hergestellt. Zur Erhöhung der Haltbarkeit wurden die Netze mit teerhaltigen Stoffen konserviert.

Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre setzen sich in der deutschen Schleppnetzfischerei und auch international vor allem die Kunstfasern Polyamid, aber auch Polyäthylen und die Polypropylenfaser Ulstron durch.

Dr. Kapitän Gerhard Trost berichtete, dass 1951 auf dem Logger „Karl Liebknecht“ das Einholen der schweren Hanfnetze viel Kraft erforderte und die Arme der Matrosen beim Einholen des Netzes immer länger wurden. Als er als Schiffsjunge 1952 auf den Logger „Aufbau“ wechselte, erhielten sie Netze aus Sisal, deren Handhabung schon bedeutend leichter war.

„Auf Grund der Haltbarkeit dieses Materials konnte die Garnstärke verringert werden und die Netze hatten ein geringeres Gewicht. Baumwollnetze fuhren wir im Jahr 1953 in der Heringsfischerei. Die Schadensquote bei diesen Netzen war jedoch ziemlich hoch, die Handhabung aber einigermaßen gut. Die Grundschleppnetze“, so Dr. Kapitän Trost, „wurden 1952/1953 überwiegend aus Manila hergestellt. Das erste aus Dederon gefertigte Grundschleppnetz erhielten wir 1957 auf dem Trawler „Leuna“ unter Kapitän Langhinrichs. Wir haben mit diesem Netz und dem Kohlgeschirr außerordentlich erfolgreich bei den Faröer-Inseln auf „Blaue“ gefischt.“

Die Garne wurden in den Netzfabriken, entsprechend den Aufträgen der Reedereien, zu Netztüchern in unterschiedlichen Maschengrößen verarbeitet und an die Netzböden der Reedereien geliefert. Dort wurden sie zugeschnitten und zu Netzen montiert. Bekannt ist, dass die Netzfabriken auch fertig zugeschnittene Netzteile lieferten und man in den 60er Jahren schon fertige Netze bestellen konnte.

Auf den Netzböden, hüben wie drüben, wurden auch Netztücher selbst gestrickt. Als ich 1953 in Rostock als Matrose auf meinen ersten Schiffeinsatz wartete, arbeitete ich auf dem Netzboden. Dort strickte eine kleine Gruppe von Frauen Netztücher in den Maschengrößen von 50 bis 150 mm. Auch Steerte und sogenannte Bärenfelle als Scheuerschutz für die Steerte wurden hier für die Flotte hergestellt. Wir selbst strickten auf den Loggern und Trawlern auf der Reise in die Barentssee Netztücher für das Achternetz. Nicht anders war es in Bremerhaven, Cuxhaven und in den anderen Fischereistandorten.

In der deutschen Hochseefischerei zeichnete sich durch die Verwendung von Kunstfasern in den Netzen eine weitere nutzbringende Entwicklung in der Fangtechnik ab. Vor allem der Einsatz von Dederon und Nylon in den Fangnetzen eröffnete neue Möglichkeiten der Netzkonstruktionen. Das Material zeichnete sich durch eine hohe Festigkeit aus, die eingesetzten Kunstfäden verringern den Wasserwiderstand, die Handhabung wurde leichter und die Fängigkeit erhöhte sich. Doch es gab auch viele Probleme mit dem neuen Material. Es bestand anfangs eine schlechte Knotenfestigkeit und es kam immer wieder vor, dass sich bei nicht exakt gefierten Kurrleinen oder andere Zugeinwirkungen die Maschen verzogen. Dieses Material brachte eine erhebliche Arbeitserleichterung für die Decksbesatzungen und auch der Raumbedarf in den Lasten wurde bedeutend geringer.

Der Einsatz der Kunstfaser war die Voraussetzung für die Entwicklung größerer Fangnetze und vor allem für die Einführung der pelagische Fischerei.


Konstruktionen

Beitrag von Kapitän Günther Kröger - 21.11.2023


Die Konstruktionen für Fischereinetze in der damaligen Zeit entstanden aus den Erfahrungen der Netzmachermeister und den Erkenntnissen der damaligen Fischereikapitäne. Noch 1953 wurden Netze auf Wunsch der Kapitäne im Zuschnitt und in der Anstellung verändert oder sie machten es auf See selbst. Nicht anders war es mit der Anordnung der Vorgeschirre und Scherbretter. Sie wurden mehr oder weniger individuell gefahren. Jeder hatte seine eigne Meinung, wie er am besten zum Erfolg kam. Diese Verfahrensweise änderte sich Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre als zum ersten Mal Fangtechniker in den Fischkombinaten Rostock und Sassnitz eingesetzt wurden. Als eine der ersten Aufgaben in der Rostocker Hochseefischerei nahmen sie die Anpassung der Grundschleppnetze an die unterschiedlichen Trossenzüge der Schiffstypen vor. Sie sorgten danach für eine Standardisierung der Fischereinetze und gaben Empfehlungen für Vorgeschirre und Scherbretter.

In dieser Zeitperiode aktivierte sich die wissenschaftliche Arbeit der Fischereiinstitute. Die Wissenschaftler konnten auf Grund der fortschreitenden technischen Entwicklung ihre Forschungsarbeit breiter und zielgerichteter betreiben. Mittels eigener Forschungsschiffe sammelten sie wertvolle Erkenntnisse im Handling der Netze, im Materialeinsatz und Zuschnitt, in der Fängigkeit und insbesondere zum Verhalten der einzelnen Fischarten, die für die Hochseefischerei von Interesse waren. Die verbesserte Hydroakustik und die neuen Netzsonden unterstützten diesen Fortschritt. Das waren wertvolle Voraussetzungen für die weitere Entwicklung der Fanggeräte.


Netztypen

Beitrag von Kapitän Günther Kröger - 21.11.2023


In der deutschen Hochseefischerei sind aus den Anfangsjahren die 60-,120-, 140-,160- und 180 Fuß-Netze als Grundschleppnetze für heringsartige und bodenständige Fische bekannt. Wir bezeichnen sie als sogenannte Grundtypen.

Die nach Rostock gewechselten westdeutschen Kapitäne führten davon die 120-,140- und 180 Fuß-Netze in die Fischerei in Rostock ein. Die Nutzung westdeutscher Netztypen wurde auch dadurch unterstützt, dass der erste Leiter unseres Rostocker Netzbodens, Netzmachermeister Hein Rüsch, bei Mewes & Eizen Netzmachermeister war und er mit den Kapitänen in die DDR kam. Andere Erfahrungen in der Netzherstellung brachte Netzmachermeister Otto Jochim als Stellvertreter aus dem ehemaligen Ostpreußen mit. Bekannt ist ebenfalls, dass der Fischereikapitän Elkemann-Reusch für ca. ein Jahr 1952/53 Chef auf unserem Netzboden in Rostock war. Er gehörte zu den westdeutschen Kapitänen. Es ist also verständlich, dass bis in die 60er Jahre in der deutschen Hochseefischerei fast die gleichen Netze gefahren wurden.

Für Fahrzeuge mit einer Maschinenleistung von 300 bis 800 PS, wurde überwiegend das 120 Fuß-Netz sowohl in der Herings- als auch in der Rund- und Plattfischfischerei eingesetzt. Der grundlegende Unterschied zwischen beiden Netzen sind natürlich die Maschenweiten und der Zuschnitt. Für heringsartige Netze wurden bedeutend kleinere Maschengrößen im Achternetz eingesetzt als bei den Netzen für bodenständige Fische. Oftmals wurden die Flügel der Netze anders gestaltet, wie wir es von dem polnischen Spitzflügelnetz oder dem Schwedennetz kennen. Die Vorgeschirre waren gleichfalls unterschiedlich. In der Heringsfischerei lag der Schwerpunkt auf eine möglichst hohe Netzöffnung, deshalb auch der Einsatz von mehreren Höhenscherbrettern. In der Grundschleppnetzfischerei vertrat man lange die Meinung, dass eine möglichst breite horizontale Netzöffnung und eine gute Bodenhaftung mittels Rollergeschirr den Fangerfolg bringen. Durch lange Jager mit Joch oder Ponny, entsprechend den Bodenverhältnissen und der Strömung, wollte man eine möglichst große Scherbreite erreichen und den Fisch über diese große Fläche ins Netz scheuchen.


Heringsgrundschleppnetz
Rundfischgrundschleppnetze
Garnelennetze
Empfehlungen





Letztes Update: 22.11.2023, 19:55 Uhr
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