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Über die Jakobsleiter zum schwimmenden Sprechzimmer / vorbeugende Zahnbehandlung bei Hochseefischern
übergeben vom Fotojournalisten Walter Fritzsche
Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst -
DDR - Reportagedienst
von WaLker Fritzsche Ein mit auffallend grossem Gepaeck beladenes Schlauchboot nähert sich einem der vielen Fischerei-fahrzeuge der DDR auf der Georges- Bank. Nun sind Schluchbootfahrten zwischen den Trawlern und Loggern auf dem Fangplatz vor der nordamerikanischen Kueste zwar gewohnter Alltag, aber in diesem Fall sitzen zwei Frauen neben dem Bootsmann. So verbreitet sich diese Neuigkeit denn auch schneller als eine Bordfunknachricht, die stets zu Witzeleien aufgelegten Fischer uebertreffen sich in Vermutungen, wer da wohl die Jakobsleiter hinauf klimmen wird.Bis. zu Mannequins vom Modeinstitut treiben einige die Wette hoch. Kapitän Heinz Adler auf dem Fang- und Verarbeitungsschjff 'Bodo Uhse'' ist längst informiert, für wen eine Kammer zu reservieren ist. Einzug halten eine Zahnärztin und ihre Assistentin, zwei junge und charmante Frauen, die den Fischern im wahrsten Sinne des Wortes auf den Zahn fühlen wollen, allein auf diesem Fangplatz sind es 13 Ärzte, die auf den 3.000 BRT grossen Fang-und Verarbeitungsschjffen über die Gesundheit der Besatzungen wachen. Unter den 5. 000 Fernfischern unserer Republik sind insgesamt 22 Ärzte tätig. Wer monatelang auf hoher See ist, soll sich nicht bis zum naechsten Besatzungsaustausch mit irgendwelchen Beschwerden herum plagen müssen. Eine zahnärztljche Betreuung der grossen Bordkollektive gehört in der DDR-Hochseefjscherel laägst zu solchen Selbst-verständlichkeiten, wie das Schleppnetz zum Schiff. Auf der Georgesbank hat die neubrandenburger Zahnärztin Dr. Margit Pietruck ihre stomatologischen Netze ausgeworfen, durch, die kein Fischer schlüpfen kann. ''In die See springt ja keiner, wenn er auf den Zahnarztsttuhl kommen soll.'', meint trocken die junge Schwester Inge Debel, die seit drei Jahren assistiert und Ihre Chefin um mehr als ein Jahr Seedienst übertrifft. Nach und nach kommen alle Bordmitglieder zur Reihen-untersuchung. Die Meisten sicheren Schrittes und gewiss, dass sie keine schlechten Zähne haben. Aber bei nicht Wenigen finden sich unsichtbare MangeL, die behoben werden müssen und behoben werden können; bis auf das Anfertigen von Zahnersatz, Das seefahrende Behandlungsduett kann fast alles korrigieren, denn mit Turbinenbohrer und anderen Instrumentarien ist es gut ausgestattet. Hin und wieder machen sich auch kieferoperationen notwendig, die selbst bei kleinem Seegang hohe Anforderungen an die Zahnärztin und die Schwester stellen. Aber auch das können sie.. ''mich zog es schon immer zur See. Die Arbeit an Bord macht ihr Freude'', sagt Dr. Pietruck. '' Sie hat den Vorteil, dass man die Patienten rechtzeitig behandeln kann, nicht erst dann, wenn es allerhöchste Zeit ist. Hier Lässt sich Prophylaxe, dank der staatlichen Forderung ausgezeichnet verwirkLichen.'' Erfahrungen von vier solchen Seereisen kann Dr. Pietruck dem medizinsichen Dienst des Verkehrswesens der DDR- Direktion Schiffahrt vermitteln. Sie hat als zur Zeit einzige seefahrende Zahnärztin der Republik auch die Arbeits-und Lebensbedingungen der Hochseefischer kennengelernt, zwischen schwimmenden Eisbergen ebenso wie in tropischen Klirnazonen. Ihr schoenstes Erfolgserlebnis dabei ist, dass nach der vorausgegangenen gruendlichen Zahndurchsicht weit weniger Fischer mit Mängeln ihrer Kauwerkzeuge in die Sprechstunde dieses Jahres kamen Wie klein kann doch der grosse Atlantik sein. Die Zahnärztin traf schon einige male an Bord Patienten wieder, die sie in der staatlichen Praxis In Neubrandenburg behandelt hatte. Uns interessiert, was die Fischer auf den kleineren Trawlern und Loggern machen, wenn sie Zahnbeschwerden haben, denn auf diesen schiffen ist eine systematische Zahnuntersuchung der Fahrensleute noch nicht mögLich. Jeder von Ihnen kann aber mit dem Schlauchboot zur schwjmmnenden Praxis auf den grossen Schiffen über-setzen, hoeren wir, ganz gleich, ob ein Zahnarzt an bord ist oder nicht, die meisten Schiffsärzte sind auch auf zahnpatien-ten eingestellt, notfalls können auch medizinisch ausgebildete Schiffsoffiziere helfen. ''was für die Fischer zur medizinischen Betreuung auf See von unserem Staat getan wird, kann sich sehen lassen", ist die Meinng von Kapitän Heinz Adler, der schon lange als Fischeikapitän fährt. Er ist auf der ''Bodo Uhse'' der letzte Patient, der auf dem Zahnarztstuhl Platz nehmen wird. Es sei keine Dienstvorschrift, dass er seinen Flscherkollegen hier den Vortritt lasse. Vielmehr sei es ihm einfach ein Bedürfnis, der Zahnärztin und ihrer Assistentin zum Abschluss ihrer Arbeit an Bord dafüer zu danken, dass sie den Seeleuten in der Einsatzbereitschaft und der Ausdauer in nichts nachstehen. Die Zahnärztin und die Schwester haben 'Ihre Behand-lungsinstrumente wieder verstaut und setzen wenig später zum nächsten Fabriksshiff über, wo sie ein neues Sprechzimmer beziehen werden. Noch öfter werden die Beiden das tun und die dabei auftretenden Beschwerlichkeiten auf sich nehmen, Bequemlichkeiten opfernd, auf die man an Land nicht gern verzichtet. Vor Jahreswechsel geht wieder eine Saison zu Ende. Dann nehmen, auch die beiden Frauen vorm schwimmenden Sprechzimmer für eine Weile Abschied - bis zur nächsten Saison. |
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Letztes Update: 23.02.2011, 16:52 Uhr
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