Impressum|Kontakt|Sitemap |Datenschutzerklärung


Schirmer
Jochen Schirmer
Kunstmaler


Arbeitskreis


60 Jahre
Fischwirtschaft
in Rostock Marienehe



Bilder vom Fischereihafen aus den Jahren 1950 bis 1990 und nach der Wende 1990

Fischereihafen




Ständige Ausstellung
Hochseefischerei 1950-1990

Societät Rostock maritim e.V.


Auf Heringsfang im Nordatlantik / an Bord bei Flottillenfischern der DDR

übergeben vom ADN-Korrospondenten Walter Fritsche

Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst - DDR - Reportagedienst
jahrgang 1974 / 24 Berlin,12./13.oktober

von Walter Fritsche

''Salzerflotte'' nennt sich in verknappter Form gegenwaertig die Flottillenfischerei, die unweit der USA-Küste auf der Georgesbank zwischen Boston und New York den frischgefangenen Hering für die DDR in Salz konserviert. Die Fischer auf den kleinen Trawler'n und noch kleineren Loggern haben sich im Unterschied zu ihren Berufskollegen auf den rund 3 000 BRTgroßen Fang-und Verarbeitungsschiffen mit der ausgeprägten Filet und Fischmehlproduktion, ganz auf das arbeitsaufwendige Konservieren des Herings in Fässern spezialisiert. Nach mehreren tausend Seemeilen Reise quer über den Atlantik vereint am Fangplatz die Fahrensleute ein beispielhafter Wettbewerb um die Güte des Herings.
Auf den meisten Fischereifahrzeugen in der Flottillenfischerei hat es vom ersten Tag ihres Einsatzes auf der Georgesbank durch die gewissenhafte Selbstkontrolle keinerlei Reklamationen gegeben. Diesem Erfolgsgeheimnis kommt man am besten an Bord eines solchen Seitentrawlers auf die Spur, wie zum Beispiel bei ROS 224 "Görlitz''. Auf diesem rund
1.000 BRT großen Seitentrawler sah ich den 34jährigen Kühlungsborner Kapitän Olaf Möller unmittelbar nach seiner Nachtschicht auf der Brücke am Arbeitsdeck mitten im Hering stehen, ebenso den Koch, den Funker und alles, was Beine hat.

Die Fischer hatten soeben ein großes Netz voller Fisch über Bord gezogen, das sie in einem schwimmenden Beutel von einem Zubringertrawler aus dem Wasser übernahrnen. Nun köpfte die aufeinander gut eingespielte Besatzung, vom Kapitän bis zum Matrosenlehrling, Hering. Teils über eine Maschine, teils mit dem Messer, in Handarbeit. Sortierte sorgfältig nach Güte und salzte das Meeressilber. Der genobbte Hering musste so schnell wie möglich aus der warmen Atlantiksonne unter das Kühldeck, wo mit Prüfgeräten die vorgeschriebene Salzkonservierung in den Plaste und Holzfässern überwacht wird.
Für diese Kontrollarbeit auf der "Görlitz'' bringt der angesehene Berufsfischer und Nautiker, Gerhard Max 15 Jahre Fischerei-erfahrung ein. In seinem Kollektiv ist er als zweiter Nautischer Offizier ebenso geschätzt, wie als unnachgiebiger Güte-kontrolleur.
"Es ist nicht selten, dass wir 48 Stunden und mehr, nahezu ohne Pausen, riobben, sortieren und salzen, wenn uns der Zubringer-trawler als Fangschiff richtig eindeckt'', sagte der Fahrensmann aus Hohengöhren bei Stendal. "In der Fischerei lässt sich zwar ordentlich verdienen, aber jeder von uns hat zuerst die Qualität im Auge - das ist sozusagen eine Atlantikvisitenkarte im 25. Jahr unserer Republik." Er fügte hinzu ''schliesslich wissen unsere Kollegen, auch jene aus den südlichen Bezirken, wie sehr bei ihnen zu Hause ein guter Salzhering gefragt ist.''

Bestmann Juügen Kästner und Netzrnacher Gerd Lange, die durch richtiges Salzen keinen geringen Einfluss auf die Güte des Herings nehmen, garantieren wie das gesamte 29 köpfige Kollektiv dieses Seltentrawler's auch nachts bei Scheinwerferlicht, stets gleichbleibende Güte durch ein weitverzweigtes Qualitätssicherungssystem auf See. Sobald der Zubringertrawler den Fischern auf Seitentrawlern und Loggern ein gefülltes Netz avisiert, heißt es für sie, Tempo und Sorgfalt an Deck, unabhängig von ewig schwankenden Planken auf bewegter Atlantikdünung, unabhängig von Nebel oder Sternenhimmel, unabhängig ob man eine geliebte Freizeit-beschäftigung gerade vollenden möchte oder aus dem Schlaf gerissen wird.
Wie Satelliten umkreisen die in der Heringssaison selbst nicht fischenden TrawLer und Logger ihren Zubrlngertrawler, der seinerseits auf diesem Fangplatz zugleich meist fünf kleinen Fischereifahrzeugen den soeben gefangenen Fisch im schwimmenden Netzbeutel zuzuleiten hat. Vor allem bei Nebel ist es für die Seitentrawler und Logger oft eine mühevolle Sucharbeit, ständig umgeben von mindestens 50 Fischdampfern in hautnaher Nachbarschaft, den ausgesetzten Fischbeutel zu finden. Obgleich sich die Georgesbank über ein Gebiet erstreckt, das weit über die Entfernung zwischen Rostock und Berlin hinausreicht, bleiben die Dampfer nach Ihren Fischortungen über Echolot, stets dicht beieinander. Auch inmitten dieses starken Schiffsverkehrs, der an Nautiker in Zwölfstunden- wachdienst auf der Brücke nicht weniger Anforderungen stellt als an die Fischer, wird schon beim Schleppen des Netzes von höchtens drei Stunden auch von dem fangenden Zubringer-trawler auf die Qualität des künftigen Salzherings bereits Einfluss genommen.

"In diesem Wettbewerb arbeiten wir Hand in Hand mit unseren Kollegen auf den Loggern und Seitentrawlern'', meinte Zubringerkapitän Wolfgang Fehling, der seit 1951 in Rostocker Fischkombinat arbeitet und mit seinem grossen Erfahrurigs-schatz ein Kapitel DDRfischereigeschichte mitgeschrieben hat. Auf dem "Jagdsitz" seines Trawlers ''Eugen Schönhaar'' hat er bei einer nervenaufreibenden Fülle ständig wechselnder Angaben im Ukw-sprechfunk, in der Fischlupe, auf dem Radarschirm und am Echolot kürzeste Schleppzeiten festzulegen, damit der durch den Druck des vollen Steertes ge- tötete Hering schnell gehievt und zur Verarbeitung übergeben werden kann. Sein Kombinat holte ihn, gemeinsam mit anderen verdienstvollen DDR - Fernfischern vom Fangplatz über Havanna per Flugzeug nach Rostock, wo auf sie zum Tag der Seeverkehrswirtschaft hohe Auszeichnungen warten.

Wolfgang Fehling, auf dem Fangplatz ob seiner reichen seemännischen Erfahrungen ebenso geschätzt, wie seine ständigen Fürsorge für lernende Bordneulinge, weist zuerst auf sein Kollektiv, wenn von Leistungen die Rede ist. Seine Bestleute an Bord jedoch sagen von ihrem Kapitän, dass er allen ständig ein Beispiel gibt. Seine Fischerkollegen meinen von ihm, dass ihr Kapitän, auch wenn er die verdiente Nachtruhe angetreten hat, nur mit einem Auge schläft, weil das fischanzeigende Echolot einen Fischschwarm anzeigen kann.

"Sie dürfen nicht vergessen'', sagte Bestmann Gerhard Schwertz'', dass wir mit unseren Fängen rnehreren Seitentrawlern sozusagen die Brust geben müssen. Sie sollen den Plan und die Qualität ebenso gewissenhaft erfüllen wie wir.
Die Seitentrawlerkollektive wollen auf ihren 80-Tagereisen bis zu 5.000 Fass Salzhering anlanden. Einen beträchtlichen Anteil dieser Fässer mit Qualitätsfisch aus dem Atlantik übergeben sie speziellen Transportschiffen, auch in bewährter Zusammenarbeit mit Fischern aus der Sowjetunion und Polen. Als die "Görlitz'' zum Beispiel kürzlich über tausend Fass Salzhering den Polnischen Frachter "Piast'' für Rostock übergaben, wurde auch dort bei der Übernahme die Qualitätskontrolle zum Zeugnis guter Arbeit der Hochseefischer auf dem Fangplatz. (adn)

 




Letztes Update: 23.02.2011, 17:58 Uhr
Günther Kröger © 2008-2024