Pelagische Fischerei in der Loggerflotte
von Kapitän Günther Kröger
Logger im Fischereieinsatz:
Unsere Logger waren im Fischkombinat Rostock die ersten Fangfahrzeuge. Von den 35 Fahrzeugen wurde 1956 ROS 105 "Karl Liebknecht" als Forschungsschiff dem IfH; und 1963 ROS 102 " Karl Marx"dem FKS als Hilfsschiff übergeben.
Die Logger waren seetüchtige Schiffe, hatten jedoch mit der Antriebsleistung von 300 Ps in der Fischerei immer wieder Probleme.
Bis Ende der 50er Jahre betrieben wir mit ihnen die Grundschleppnetzfischerei. Mit 4 Loggern betrieben wir 1956 über einen bestimmten Zeitraum auch die Treibnetzfischerei und 1967 wurde der Logger "August Bebel" als Versuchsfahrzeug für die Ringwarenfischerei umgerüstet. Ende 1968 wurden weitere Logger als Ringwadenfänger eingesetzt. Im gleichen Jahr begannen wir mit der Aussonderung.
Pelagische Fischerei in der Loggerflotte:
An unsere ersten Schritte in der Pelagischen Fischerei mit der Loggerflotte erinnern sich bestimmt auch heute noch viele Hochseefischer. Damals, Ende der 50er Jahre, fischten wir nur mit dem Grundschleppnetz. Natürlich hatten wir im Heringsfang, andere Netze und Geschirrzusammenstellungen, wie im Fang auf Dorsch, Rotbarsch und Plattfische. Doch den Hering im Mittelwasser oder unter der Oberfläche konnten wir nicht befischen.
Oft sahen wir in der Heringsfischerei, auf dem Echografen und auch mit bloßem Auge, wie der Hering nachts dicht unter der Wasseroberfläche dem Plankton nachjagte oder sogar direkt auf dem Wasser umherspielte. Ich kann mich noch entsinnen, wie unser Kapitän Elkemann-Reusch mal von der Brücke stürmte und mit einem Kescher Heringe aus dem Wasser schöpfte. Das war immer ärgerlich für uns Grundschleppnetzfischer. Diesen Hering, stand es sehr hoch oder unter der Wasseroberfläche fing man bisher nur mit dem Treibnetz.
Mit der Zeit wurden unsere Lote, die Echografen besser und die Fangtechniker arbeiteten intensiv an neue Fangmethoden und dem Einsatz von verbesserten Netzmaterialien.
Nachdem in Sassnitz bereits gute Fortschritte in der Nutzung der pelagische Netze, bei hochstehendem Hering gemacht wurden, sollte diese Fangmethode auch durch die Loggerflotte genutzt werden. Der sich anbahnende Rückgang der Fischressourcen, vor allem die schwankenden Fangerträge in der Grundschleppnetzfischerei erforderten eine Umstellung auch bei uns in der Loggerflotte.
1959 wurde in der Loggerflotte die ersten Versuche gestartet. Da ein Logger jedoch ein vollkommen anderes Schiff als ein Kutter war, gab es Rückschläge in der Einführung. Immer wieder wurden die Netze verändert und die Geschirranordnung verbessert. Erst 1961 waren die ersten greifbaren Erfolge vorhanden. Rückschläge traten aber immer wieder beim Manövrieren mit den vorhandenen Netzen ein und die Netzschäden waren hoch.
Es gab aber auch noch ein anderes, ein menschliches Problem zu überwinden. Die alten Kapitäne in der Loggerflotte waren Individualisten. Sie fischten nach ihren Erfahrungen und Erkenntnissen, oft gerne alleine auf dem Schleppstrich oder im Fanggebiet. Eine Zusammenarbeit kam erst schleppend im Gang, denn nun sollten sie mit einem Partner zusammen fischen, jede Meile die sie suchten oder auch fischten gemeinsam festlegen, dass war nicht einfach so von Heute auf Morgen umzusetzen. Da auch die Logger noch unterschiedlich schleppten, der Trossenzug nicht übereinstimmte, kam es immer wieder zu Netzschäden, vielen Geschirrverlusten und damit Rückschlägen. Erst mit den jüngeren Kapitänen aus der eigenen Ausbildung setzte ein Umdenken ein.
Die Kapitäne Niedermeier, Schütt und Berndt, sowie der Dipl.-Ing. Stengel vom Institut für Hochseefischerei blieben hartnäckig und leisteten bei der Einführung dieser Fangmethode eine gute Arbeit. Sie wurde mit dem "Banner der Arbeit" ausgezeichnet.
Doch vergessen dürfen wir auch nicht die Mitarbeiter der Fangleitung und die Kapitäne in der Flotte.
Als ich selbst 1963 die Fangleitung Logger von Kapitän Hartmann übernahm, waren man gerade dabei die Netzgarnstärken zu verringern, um die Fängigkeit zu erhöhen.
Wir hatten damals noch zu wenig neue Netze mit dünnerem Material und ich habe es schon mal an anderer Stelle beschrieben, ich war anfangs nur dabei, dafür zu sorgen, dass die Schiffe ihre Netze bekamen. Mit den dünneren Netzen nahm die Beschädigung der Netze wieder zu. Sie flogen beim Drehen oder anderen harten Manövern auseinander. Doch alle schrien nach diesen Netzen, denn der Fang war sprunghaft gestiegen.
Unsere Fangtechniker arbeiteten fieberhaft an der Verbesserung des Zuschnitts der Netze. Doch erst, als wir mehrere ausländische Netze beschafft hatten (2 westdeutsche und 2 Dänische Netze) , wurden unsere Fehler erkannt und abgestellt. Nun gab es auch keine ideologischen Probleme bei den Besatzungen und ihren Kapitänen mehr. Auch die unterschiedliche Trossenzüge der Schiffe brachten wir in Ordnung und merzten Schritt für Schritt bestehende Fehler und Probleme aus. Unter fast gleichen Bedingungen wurde nun die Heringsfischerei betrieben. Die Leistungen der Besatzungskollektive waren zufriedenstellend für die Fangleitung. Die Einsatzzeit auf Hering und Makrele konnte mit dieser neuen Fangmethode erweitert werden.
Die Erhöhung der Fänge brachte neue Anforderungen an die Landabteilungen, um den Einsatz der Logger zu sichern.
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