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Über den Besuch der Besatzung unseres Patenschiffes in der Lutherstadt Eisleben
Überreicht vom Marineverein Eisleben - Andrä Meyer Wenn Matrosen gehn an Land Sie haben vielleicht schorn einiges gehört vom Trawler ROS 215, der den Namen unserer Heimatstadt trägt; von diesem Hochseefischdampfer des VEB Fischkombinat Rostock, der da oben am Rande des Nördlichen Eismeeres dem Rotbarsch und dem Kabeljau nachspürt. Hin und wieder kommt einmal eine Kunde von diesen Männern, die oftmals Tausende von Kilometern von uns entfernt bei Sturm und Regen, Schnee und Eis, im zermürbenden ununterbrochenen Schein der Mitternachtssonne und zur Zeit der endlosen Polarnacht Tag und Nacht im Lichte der Scheinwerfer auf eisverkrustetem Schiff ihren schweren Beruf ausüben. Schon längst wollten sie einmal unsere Stadt besuchen, deren Namen ihr Schiff trägt und von der sie schon so viel gehört hatten, aber immer wollte es nicht so recht klappen. Zwischen zwei wöchentlichen Fangreisen liegen immer nur zwei Ruhetage und die werden bei den Angehörigen verbracht. Kürzlich ergab sich aber endlich die ersehnte Gelegenheit: Das Schiff mußte in der Werft, gründlich überholt werden; und die Hälfte der Besatzung (insgesamt sind es etwa 30 Mann) konnte sich für einige Tage zum Besuch der Patenstadt frei machen.: Mit einem werkseigenen Omnibus trafen sie unter Führung ihres Kapitäns Heinz Bräunig wohlbehalten in Eisleben ein. Käpitän Bräunig wurde Ende des vergangenen Jahres mit der Führung des Schiffes beauftragt, nachdem Kapitän Schulte schwer : erkrankte und auch heute noch nicht wieder einsatzfähig ist. Unsere Seeleute. waren vor allem gekommen, um die Verbindung mit unserer Stadt aufrechtzuerhalten und zu vertiefen, um das Mansfelder Land und seine Menschen kennenzulernen. Am ersten Abend ihres Besuches erfolgte der offizielle Empfang durch Vertreter des Rates der Stadt, der Betriebe und Organisationen. Bürgermeister Kirchhoff sprach herzliche Worte der Begrüßung, die vom Kapitän des Schiffes ebenso herzlich erwidert wurden. Geschenke wurden ausgetauscht und bald schon war eine gemütliche Stimmung aufgekommen, in der sich Seemannsgarn und Mansfelder Humor prächtig ergänzten. Der erste Besuch der Gäste von der Waterkant galt unseren Mansfelder Kumpeln. Ein Teil der Seeleute fuhr in den Thälmannschacht und der andere Teil in den Fortschrittschacht ein, um dort die schwere Arbeit unserer Bergleute kennenzulernen. Man mußte gesehen haben, wie der Kapitän Bräunig schweißtriefend vor Streb mit dem Abbauhammer arbeitete, um zu spüren, dass Bergmann und Hochseefischer harte und schwere Berufe sind, welche starke und mutige Männer erfordern. Einer schätzt und achtet die Arbeit des anderen. Beide sind so ungeheuer wichtig, um unser Leben noch schöner und reicher zu machen. Unsere Gäste waren von der schweren Arbeit des Bergmanns tief beeindruck. Schweißtriefend krochen sie auf allen vieren dahin. "Hier muß man ja auf den Brustwarzen laufen lernen" murmelte der eine, und der andere gelobte, "lieber 10 Tage hintereinander Orkan im Nordmeer als eine Schicht hier unten arbeiten!" Dafür würde sich nun wieder der Kumpel bedanken. Am nächsten Tag statteten Kapitän und Mannschaft der Kreisparteiaktfvtagung der SED einen Besuch ab, wo der Politoffizier, Gen. Horst Eisele, herzliche Worte der Solidarität sprach, welche von den Genossen Kuske und Reichardt erwidert wurden. Dann ging es hinaus zu den Hüttenleuten der Liebknechthütte. Die Gäste interessierten sich sehr für den Gewinnungsprzeß des Kupfers und sprachen sich auch hier lobend und anerkennend über die schwere Arbeit aus. Am Nachmittag fuhren Sie mit dem Omnibus hinaus, um ein Stück unserer engen Heimat kennenzulernen. Vom Kyffhäuser schauten sie hinaus ins Land, und anschließend besichtigte man Stolberg, das mittelalterliche Harzstädichen. Der letzte Tag des Besuches, ein Sonntag, galt einer Besichtigung des VEG "Walter Schneider". Anschließend fand man sich im Lehrlingswohnheim auf dem Schloß Seeburg zu einem gemütlichen Beisammensein ein. Liebevoll wurden hier die Gäste von der Heimleitung betreut. Bald war ein herzlicher Kontakt hergestellt und in froher Runde erzählten Seeleute und landwirtschaftliche Lehrlinge von ihrer Arbeit. Am Montag hieß es dann Abschied nehmen. Im Sitzungssaal des Rathauses hatten sich noch einmal Vertreter der Stadt und anderer Institutionen eingefunden. Es wurde beraten, wie man die Freundschaft zwischen Schiff und Patenstadt in Zukunft erhalten und weiter vertiefen kann. Bürgermeister Kirchhoff überreichte die Geschenke der Lutherstadt. Zahlreiche Bücher für die Bordbücherei, ein geschnitztes Wandbrett für Mitteilungen und Nachrichten aus der Patenstadt und in Kürze wird ein in Kupfer getriebenes Stadtwappen überreicht werden, welches an der Komrnandobrücke des Schiffes befestigt werden soll. Vielleicht sieht man auch in Zukunft hin und wieder den einen oder anderen Matrosen in Eisleben, denn es sollen auch zarte Bande geknüpft worden sein. Die Gäste bedankten sich herzlich für den guten Empfang bei der Bevölkerung und allen Gastgebern. Zwei besondere Höhepunkte gab es bisher im Leben der Besatzung des Trawlers ROS 215, das versicherten sie alle einstimmig: Der Aufenthalt im sowjetischen Hafen Murmansk, wohin das Schiff wegen eines Maschinenschadens vom Hilfsschiff "Robert Koch" geschleppt wurde, und der Aufenthalt in der Patenstadt Eisleben. Noch lange werden sie daran zurückdenken. Text und Fotos: Ernst Steinkopf |
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Letztes Update: 17.02.2011, 19:56 Uhr
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