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Schirmer
Jochen Schirmer
Kunstmaler


Arbeitskreis


60 Jahre
Fischwirtschaft
in Rostock Marienehe



Bilder vom Fischereihafen aus den Jahren 1950 bis 1990 und nach der Wende 1990

Fischereihafen




Ständige Ausstellung
Hochseefischerei 1950-1990

Societät Rostock maritim e.V.


Erste Fänge mit schweren Netzen

von Günther Kröger


Die Rostocker Hochseefischerei wurde in den ersten Jahren auch durch den Einsatz der Kapitäne aus Bremerhaven, Kiel, Cuxhaven und anderen Fischerei betreibenden Reedereien gestaltet. Sie brachten ihre Erfahrungen aus ihrem Einsatz auf westdeutschen Fischereifahrzeugen mit nach Rostock. Dazu kam, dass 1952 auch ein Netzmachermeister aus Kiel zu uns in die Rostocker Hochseefischerei übersiedelte. Hein Rüsch kennen alle Kapitäne und die meisten Netzmacher und Matrosen, denn sie haben jahrelang mit ihm zusammengearbeitet und die Netzherstellung weiter entwickelt. Dazu kam dann ein Otto Jochim, der aus Ostpreußen stammte und hier bei uns ebenso seine Erfahrungen und Kenntnisse einbrachte. Er war dann lange Jahre Chef auf dem Netzboden bis studierte Fangtechniker nachrückten.

Wir erinnern uns alle noch an diese Zeiten, als die Kapitäne - bestimmt ein Großteil von ihnen - sich die Netze beinahe nach ihren Wünschen anfertigen und zusammenstellen ließen. Hier die Flügel etwas länger und dort eine andere Anstellung an den Leinen. Der Eine wollte die Tunnel in dieser Länge und der Andere ließ den Steert etwas breiter und länger stricken und wollte mehr Verstärkungen am Steert. Mit dem Knüttholz wurde für gleichmäßige Maschen gesorgt. 50 Handstricker waren im Einsatz.

Anfangs bekam unser Netzboden die Netzmaterialien noch in Ballen in den unterschiedlichen Maschengrößen geliefert und es wurde in Hamburg bei der Firma Mewes & Eitzen eingekauft. Hier wurden auf dem Netzboden dann die Netzblätter und Flügel zugeschnitten und zu einem Netz zusammengebaut. Schon auf dem Netzboden plagten sich die Frauen, es waren hier überwiegend Frauen beschäftigt, aber auch die Männer mit den schweren Netzen aus Manila- und Sisalgarn ab. Die Netze für den Heringsfang waren aus Baumwolle. Manila und Sisal wurden für die Grundschleppnetzfischerei eingesetzt. Auf See dann wurden unsere Arme immer länger, wenn wir sie an Bord zogen.

Die Steerte wurde ebenfalls in den ersten Jahren dort auf dem Netzboden gestrickt. Danach kam man auf die Idee, sich Netze in der Strafvollzugsanstalt Bützow anfertigen zu lassen. Wie dies zustande kam ist offen, aber sicherlich hat sich dort für einige Zeit ein Netzmacher verirrt und daraus ergab sich bestimmt diese Produktionkooperation. Von Rostock aus wurden ca. 100 Strafgefangene ausgebildet. Es wurden auf den Loggern aber auch selbst Steerte gestrickt.

Auch die Netzwerke lieferten nach einer bestimmten Zeitperiode anfangs fertige Netzteile und danach auch Netze.

Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, dass ich 1953 meine erste Reise bei Kapitän Elkemann-Reusch machte. Zuvor war er ein Jahr auf dem Netzboden und war dort der Chef. Danach übernahm dann Hein Rüsch die Leitung.

Viele Matrosen, Netzmacher und Bestleute haben während ihrer Reservezeit - warten auf ein Schiff - hier auf dem Netzboden gearbeitet.

Bekannt aus dieser Zeit ist ebenfalls, dass die Kapitäne auf See die Fanggeschirre alle unterschiedlich zusammenstellten.

Der eine fuhr lange Stander oder Jager, der andere Kapitän nahm das bekannte Teufelsgeschirr für die Fischerei. Alle fuhren anfangs die Rollenstander unterschiedlich und die Varianten mit Eisen- und Holzrollen waren groß.

Dazu kam auf See, dass wir als Netzmacher immer die unterschiedlichsten Stroppen bereitliegen hatten, die dann meistens bei der Headleine zum Einsatz kamen.

Dann in den 60er Jahren setzte sich doch die Standardisierung bei den Netzen durch, die Geschirre wurden jedoch immer noch unterschiedlich zusammengestellt. Dazu gab es aber auch Ende der 50er Jahre immer wieder Ansätze.

Ich kann mich noch gut erinnern, als wir während der Treibnetzfischerei Ende der 50er Jahre die ersten Perlonnetze erhielten. Wieviel Baumwollnetze wir an dem 3000 m langen Reep hatten, kann ich nicht mehr sagen, aber in den wenigen Perlonnetzen hingen immer Heringe, wenn bei den anderen Netzen der Hering wohl zurückschreckte und diese erkannte.


Ich würde mich freuen, wenn ich weitere Berichte aus dieser Anfangszeit erhalte

 




Letztes Update: 18.03.2011, 11:50 Uhr
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