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1963 – Leichte Taucher im Einsatz
Ein altes Sprichwort sagt: "Not macht erfinderisch", so war es auch mit der Ausbildung und dem Einsatz der „Leichten Taucher“. Offiziell hießen sie: „Berufstaucher mit leichtem Gerät“.
Immer mal wieder drehten sich die Schiffe Leinen und Stander in die Schraube. Auch die Meldung - Steert in der Schraube -, erreichte uns ab und zu. Dieser Meldung waren Versuche vorausgegangen, die Schraube selbst frei zu bekom-men. Doch vergebens. Nun mussten die Schiffe in einen Nothafen geschleppt werden und dann befreite sie ein Taucher. Strobel schreibt, im Jahr 1965 waren es 12 Havarien, die einen Ausfall der Schiffe zur Folge hatten und ein Einlaufen in einen fremden Hafen erforderten. Es entstanden Fangverluste und für die Bezahlung mussten Devisen eingesetzt werden. Unser Fischkombinat bildete deshalb 1963 in Sonderlehrgängen seemännisches Personal für Tauchereinsätze auf See aus. Dieter Strobel schreibt in seinem Buch „Hiev Up“: „Auf allen Großschiffen sowie auf dem Hilfsschiff „Robert Koch“ gab es mehr als 50 leichte Taucher. In über 40 Einsätzen halfen sie jährlich auch Fahrzeugen anderer Fischereinationen.“ So habe ich es auch in meinen Unterlagen gefunden.Diese Einsätze durften nur bei Beachtung strenger Sicherheitsvorschriften und im Beisein eines Arztes und eines zweiten Tauchers vorgenommen werden.
Der Einsatz der leichten Taucher erfolgte in den südlichen Gewässern ebenfalls zum Entfernen von Algen- und Muschelbewuchs. Hier meine Geschichte, wie ich zu den „Leichten Tauchern“ kam: Als nun im Kombinat bekannt wurde, es würden Taucher ausgebildet, war es für mich und einige Kollegen das richtige Abenteuer. Wir wurden delegiert und begannen unsere Ausbildung in der Seesportschule der GST in Greifswald-Wieck. Allerdings mussten wir gleich zu Anfang – sogar etwas lauthals - mit dem Chef dieser Schule klären, dass Fahnenappelle, Rapporte und vor-militärische Disziplinen nicht mit uns Hochseefischern zu machen wären. Die Ausbildung war recht solide.
Eine größere Anzahl von Tauchstunden mussten wir absolvieren und im Tauchbuch nachweisen. Manchmal war es beim Tauchen, zum Erreichen der vielen Pflichtstunden recht langweilig. Was machte Jan Maat? In voller Aus-rüstung und natürlich unter Wasser durch das Hafenbecken. Auf der anderen Seite an Land und vor den Urlauberinnen Rad geschlagen, wie ein Pfau. Es lohnte sich auch gelegentlich.
Die praktische Prüfung vor dem Tauchobermeister aus Stralsund war pro-blemlos, aber die theoretische Prüfung führte fast zu einem Reinfall. Er wollte doch von uns u.a. wissen, welche Hebekraft ein Kran besitzt, der einen ge-waltigen Stein ( dessen ungefähren Maße der Prüfer vorgab) aus dem Hafen heben soll. Berufsgemäß konnten wir sehr gut spleißen, stricken und hatten auch andere seemännische Qualitäten zum Vorweisen, aber mit so einem theo-retischen Krams hatten wir uns seit der vergangnen Grundschulzeit nicht mehr beschäftigt. Ich weiß nicht mehr wie, aber wir gelangten zu einem Wert. Seit diesem Zeitpunkt besaßen wir die staatlich anerkannte Qualifikation als "Taucher mit leichtem Gerät“ . Mit dieser Qualifikation erhielten wir zwar keine höhere Grundheuer, aber die gezahlten Prämien bei meinen Einsätzen im Nord-atlantik ließen den Rubel recht ordentlich rollen und vor allem brachten sie mir viel Anerkennung von Menschen, die ich sehr achtete und heute noch verehre. Doch das sind andere Geschichten, manche Tauchereinsätze waren aus heutiger Sicht zum Schmunzeln, bei manchen hatte ich mit der nackten Angst zu kämpfen. Wenn Interesse besteht, würde ich erzählen, sie gehören mit zur Geschichte der Rostocker Hochseefischerei. Hallo Günther,
als Du bei meinem Besuch das Bordkommunique der " Garde" vom 28.12.1967 gelesen hast , war doch bei der Beschreibung des Steerts in der Schraube , von einem Taucheinsatz die Rede. Diesen habe ich durchgeführt. Es war da nicht beschrieben, ( warum auch ) dass ich erstmals in meinem Leben beinah Todesangst ausgestanden habe. Das Heck arbeitete in der starken Dünung so stark, dass ich die Schiffsschraube beim Abwärtstauchen hoch und runter sausen sah. Ich sah das Netztuch. Es hatte sich um die Propellerflügel gewickelt. Als die Schiffsbewegungen mal weniger wurden, begann ich mit dem Aufschneiden des Netzes. Wurden die Schiffsbewegungen, das Auf und Nieder wieder stärker, dann konnte ich mich nur mit letzter Kraft, mit Händen und Füßen an einem Propellerflügel festkrallen. Dabei ist mir mehrmals das Mundstück vom starken Sog regelrecht aus den Zähnen gerissen worden. In dem eisigen Wasser fror mir der Atemautomat schon nach kurzer Tauchzeit ein. Ich musste hoch zum Schlauchboot, die Kollegen kippten heißen Tee zum Auftauen über den Automaten. Danach ging es wieder abwärts zur fahrstuhlfahrenden Schiffsschraube. Mein größter Bammel war aber, dass das losgeschnittene Netzwerk, welches umher schwebte, sich am Tauchgerät verhakte und wenn es in die Tiefe gesunken wäre, mich mitnehmen würde. Mit diesen Gedanken im Kopf habe ich wie besessen mit meinem Tauchermesser das zusammengedrehte Netztuch bearbeitet. Mit einer Hand und mit den Beinen hielt ich mich krampfhaft an dem Propellerflügel fest. Ich war froh als das Netztuch in die Tiefe sank. Ich hatte es geschafft. Nach meinem Einsatz wurde mir vom Schiffsarzt empfohlen, den sehr stark unterkühlten Körper mit animalischer Wärme ( meine Frau war mit an Bord) wieder zu normalisieren. Ob ich es probierte, möchte ich für mich behalten. Geholfen hat mir dann später die ausgesprochene Anerkennung meines Kapitäns Werner Niedermeier. Verraten kann ich noch, animalische Wärme vergeht, aber ein öffentliches Lob wärmt noch 40 Jahre und länger. Übrigens, dieses Tauchermesser von damals, dient heute meinen Enkeln als fürchterliche Piratenwaffe. Aus meinem Taucherbuch konnte ich erkennen, dass ich diesen Einsatz bei einer Wassertemperatur von -4 Grad durchführte. Mein dünner Neoprenanzug war nur für plus 15 Grad ausgelegt. Guntram Suczek Abschrift : TVS „Junge Garde“ den 28.12 1967 - Bordkommunique Wie allen Kollegen bekannt, erlitten wir am 25.12.67 um 14.35 Uhr einen größeren Schaden, indem wir durch äußerst ungünstige Stromverhältnisse uns einen Übergabesteert in die Schraube drehten. Noch am gleichen Tag wurde der erste Tauchereinsatz unternommen, jedoch zunächst ohne Erfolg. Es herrschten äußerst ungünstige Stromverhältnisse, sodass der Taucher in diesem Gebiet nicht arbeiten konnte. Entsprechend dieser Situation wurden wir von unserem Zubringertrawler „Bruno Tesch“ unter Land geschleppt, wobei der Zubringertrawler „Rudolf Schwarz“ assitierte und zur weiteren Hilfeleistung zur Verfügung stand. Am 26.12. früh, lagen wir unter Land bei Kap Harrison. Der erneute Tauchereinsatz begann ebenfalls bei äußerst ungünstigen Wasser- und Lufttemperaturen. Abends musste erneut der Tauchereinsatz unterbrochen werden. Die zunehmende Kälte und die Wetterverhältnisse ließen ein weiteres Arbeiten nicht zu.
Gegen Abend schleppte uns erneut die „Bruno Tesch“ von der Küste frei, da der Wind auf Süd 10 zugenommen hatte. Einige Stunden danach brach die Schleppverbindung. Da keine Gefahr für das Schiff bestand, ließen wir das Schiff treiben. Durch den hervorragenden Tauchereinsatz von Guntram Suczek wurde bereits Teile des Steertes freigelegt. Durch die Schiffsbewegungen hatte sich nun der Steert gelockert und stand nach Luvseite ab. Es gelang uns am 27.12. durch einen Draggenwurf den Steert zu erfassten. Durch Nachfassen und Törnen der Maschine und mit Unterstützung der Schiffsbewegungen, bekamen wir den Steert frei. Gegen 14.00 Uhr hievten wir den Steert an Deck. Bei dieser Schadensbeseitigung wurde von allen beteiligten Kollegen aus allen Abteilungen eine hohe Einsatzbereitschaft gezeigt. Allen Kollegen, die an dieser Aktion beteiligt waren, gilt ein herzliches Dankeschön. Besonderer Dank gilt Guntram Suczek, der durch seine Arbeiten am Steert unter Wasser, trotz der vor-herrschenden Bedingungen wie Luft- und Wassertemperaturen, die vorbereitenden Arbeiten zum Freilegen der Schraube durchführte. Für diese hervorragenden leistungen erhält er eine Prämie in Höhe von 250 MDN. Gegen 18.00 Uhr trafen wir am Fangplatz ein und übernahmen den noch liegenden Fisch von den Trawlern. Die FVS „F.C.Weisskopf“, „Peter Kast“ und „Bodo Uhse“ trafen bereits am 26/27. 12. am Fangplatz ein. Sie übernahmen den auf den Trawlern lagernden Fisch und bearbeiteten ihn. Gestern abend war der gesamte Fisch übernommen und bearbeitet. Ein Verlust an Rohware trat nicht ein. Wegen Wetter ging danach die ganze Flotte gegenan. Spät abend wurde wieder ausgesetzt. Wir befinden uns auf der Position 56 Grad Nord und 57 Grad West –Haeckelriff.
Weitere Meldungen: „Silver Pitt“ 4 t Frostfisch, „Nordmeer“ dampft südlich, „Großer Belt“ 6 t Frostfisch. „Weinert“ hat Fangplatz Grönland verlassen und Dampft nach Labrador. Dort wurde in den letzten 4 Tagen nur gegenan gegangen. Fischereiaussichten sind schlecht. Afrika:
Schilderung eines Tauchereinsatzes in Godthab – Westgrönland. Ich bin mir fast ganz sicher, dass die niedergeschriebenen Erinnerung vielleicht nicht so richtig in Dein wissenschaftliches Aufarbeitungskonzept passt, aber es sind nun mal Dinge ab gelaufen , die Du in Deiner Position als Betriebs- bzw. Fangdirektor auch nicht unbedingt wissen musstest. Leider sind mir in der Erinnerung nach so langer Zeit alle Namen der Beteiligten, die Schiffsnamen und die der Kapitäne entfallen ( Nachfragen und Nachsuchen sind somit zwecklos).Die Fakten aber stimmen. Unsere Flotte fischte vor Westgrönland, auf der Höhe von Godthab ( heute Nuuk ). Einer unserer Seitentrawler meldete Manövrierunfähigkeit wegen Netzteile in der Schraube. Mein Kapitän prüfte Wetter- und Eislage und meine Einsatzbereitschaft. Besonders deshalb, weil wir schon eine lange Reise hinter uns hatten und deswegen auch bei uns an Deck Verschleiß-erscheinungen nicht zu übersehen waren. Der Signalmann und ich überstanden die Prüfung und wir wurden samt Ausrüstung zu dem Seitentrawler gebracht. Als unser Schlauchboot längsseits ging, ließen die Männer, die uns empfangen sollten, ganz schön an uns die Luft ab. Da lagen sie nur paar Stunden von Goodhab entfernt, hätten die vielleicht einzige Chance im Leben, diesen Hafen mal anzulaufen, aber nein. Mein Schiff lief zurück zum Fangplatz. Mir, wie wohl jedem anderen Fischermann war durch den „Buschfunk„ bekannt, in diesem Hafen gäbe es kaum Männer, aber viele Frauen mit einem anderen Kulturverständnis, als man es in Deutschland zur damaligen Zeit kannte und praktizierte. Damit hatte ich allerdings nicht gerechnet, aber verstehen konnte ich es. Bei uns an Bord sah man wenigstens mal die eine oder andere Frau, aber die Jungs vom Seitentrawler hatten daran überhaupt kein Erinnerungsvermögen mehr. Also, was tun? Ich hatte einen klaren Auftrag, für den ich ausgebildet und gut ausgerüstet war. Nach Rücksprache mit dem Kapitän des Seitentrawlers wurde der Tauchgang durchgeführt. Ich stellte zu meinem Bedauern fest, dass sich ein riesiger Netzberg um die Schraube gewickelt hatte. Das würde dauern und kompliziert werden. Das Wetter wurde schlechter, es frischte ganz schön auf. Dies teilte ich auf der Brücke dem Kapitän mit. Der Kapitän entschied sich im Hafen von Godthab vor Anker zu gehen. Daraufhin wurde ein anderes Fahrzeug aus unserer Flotte zum Schleppen des Seitentrawlers nach Godthab beordert. Die Stimmung der Jungs an Bord war daraufhin recht gut, was ich verstehen konnte. Irgendwann vormittags, gingen wir und das Schleppfahrzeug im Hafen von Goodhab vor Anker. Das Wetter war kalt, aber sehr klar, in kurzer Entfernung sahen wir die schönen, farbigen Holzhäuser, wie man sie auch bei der Durchfahrt im Sund beobachten konnte. Der Kapitän ließ sich an Land rudern, um die Formalitäten zu erledigen. Nach einiger Zeit gingen auch wir und ein Teil der Besatzung auf dem selben Weg an Land. Mir ist heute noch der Spaziergang durch die geraden Strassen in guter Erinnerung. Sogar einen „Wartburg“ haben wir entdeckt und gleichfalls in einer Würstchenbude roten Senf ( keiner hat gegessen, da Farbe völlig ungewöhnlich ).Ein weiteres und auch bis heute noch nicht vergessenes Erlebnis war, an der Vorderfront vieler Häuser hingen geschlachtete Hunde. Nun gut, andere Länder, andere Sitten. Ich ging noch bis ans Ende des Ortes, da begann das ewige Eis, davon hatte ich zwar in der Fischerei schon reichlich gesehen, aber hier begann die unendliche Eiswüste von Grönland Ich sah in meiner Phantasie die Expeditionen mit ihren Schlittenhunden, von denen ich schon viel gelesen hatte. Aber ich hatte ja noch eine Aufgabe an Bord und von den Träumen aller Lords war nichts zu sehen. Der Kapitän war noch nicht zurück, mit dem wachhabenden Steuermann besprachen wir den Einsatz. Beim Tauchen stellte ich fest, dass sich durch das Schleppen schon ein Teil des Netzes von der Schraube gelöst hatte und verschwunden war. Es dauerte noch eine reichliche Stunde und die Schraube war befreit. Damit mein Signalmann auch seine Praxiszeit einschreiben konnte, kontrollierte er mit einem Tauchgang den Abschluss meiner Arbeit und die Schraube. Dabei verlor er sein Tauchermesser. Wir konnten es von Bord aus bei dem Sonnenschein und dem sehr klaren Wasser im Sand blitzen sehen. Mein Signalmann wollte es wieder heraufholen, aber nach dem Echolot waren es ca. 30m Wassertiefe. Dafür waren wir aber nicht ausgebildet. Das Messer liegt vielleicht heute noch da. Die Tauchgänge waren wohl doch anstrengend. Mein körperlicher Rhythmus war durcheinander und ich zog mich in die Sanikammer, die mir zur Verfügung gestellt wurde zurück und fiel beinahe in einen Erschöpfungsschlaf. Es sei angemerkt, diese Kammer liegt am Aufgang zur Brücke und gegenüber der Kapitänskammer. Doch plötzlich wurde ich aus meinem Tiefschlaf gerissen. Vor mir stand ein älterer Mann, völlig aufgelöst und fast entnervt. Er rüttelte mich und schrie fast: „Schaff' mir diesen Teufel aus der Kammer!“ Dann war er weg, den Niedergang runter. Das war ja beinahe eine Order, also raus aus der Koje und was sah ich auf der breiten Koje der anderen Kammer sitzen? Eine sehr hübsche Teufelin saß splitternackt, die Hände ausgestreckt wie Krallen auf der Kojenrand. Die Augen blitzten und sie sah mich richtig wütend an, ihre blau-schwarzem Haare hingen ihr im Gesicht. Was sollte ich machen, meine Order war eindeutig. Beim Tragen der Teufelin in meine Kammer, wurde der Widerstand immer geringer. Ich weiß heute noch nicht warum. Andere Länder, andere Sitten. Selbstverständlich haben wir ihre Sachen gesucht und ich brachte sie zum Schlauchboot, mit dem ein reger Verkehr nach Land und zurück vollzogen wurde. Spaßeshalber ging ich noch in den Heldenkeller zu den anderen Besatzungsmitgliedern.. Leider habe ich das, was ich dort gesehen habe, völlig vergessen. Eigentlich sehr schade, es wäre bestimmt eine interessante Beschreibung ausgehungerter und verspielter Lords geworden. Einfach Schade. Zurück auf meinem Schiff, sah ich nach ein paar Tagen einige Leute vom Seitentrawler bei unserem Schiffsarzt. Wie ich es noch in Erinnerung habe, ist der Fischereiablauf dadurch nicht zu Schaden gekommen. Und nur das ist wichtig zu wissen für einen Fangdirektor.
Tauchereinsätze im Nordatlantik Während meiner Ruderwache hörte ich ein Gespräch über UKW mit, welches der Kapitän eines modernen BRD-Fischereischiffes der Uni-Klasse mit unserem Kapitän führte. Es wurde da sehr höflich angefragt ob das Gerücht, welches in seinem Kollegenkreis die Runde machte, der Wahrheit entspräche. In der Rostocker Flotte sollten sich Taucher befinden. Mein Kapitän bestätigte dies ebenso höflich und man kam zur Sache. Das BRD-Fahrzeug war manövrierunfähig, da Netz und Tauwerk sich um die Schraube gewickelt hatten. Zum Schleppen in den nächsten Hafen( der mehrere Tage entfernt war) hätte der Kapitän einen seiner Bremer Kollegen bitten müssen. Dies sei aber bei den günstigen Marktpreisen, die er mit seiner Ladung in Bremerhaven hätte erzielen können, sehr kompliziert. Das mit den Marktpreisen haben ich zwar zur damaligen Zeit nicht verstanden, aber unser Kapitän verstand sofort, er wurde um Hilfe gebeten. Ein kurzer fragender Blick zu mir( bist du einsatzfähig? ), die Hilfe wurde vereinbart. Da die Taucherausrüstung ständig gewartet wurde, waren wir ( der Signalmann und ich ) sofort einatzbereit. Wir und zwei weitere Matrosen hätten genügt , mit dem großen Schlauchboot zum Westdampfer zu paddeln. Das Boot war aber randvoll mit Mitreisenden( warum auch immer ).Ich hatte damals ein erhabenes Gefühl auf der hochmodernen Brücke dem Kapitän über unsere Sicherheitsvorschriften beim Tauchen hinzuweisen. Diese sahen sinngemäß vor: Alle von außenbords Wasser ansaugende Aggregate abzustellen, das Abschließen des Maschinenraumes und Hinterlegen des Schlüssels auf der Brücke. Wir einigten uns auf das real machbare und der Einsatz begann. Das Schiff lag ruhig in der See. Wassertemperatur mehrere Grad plus. Ich tauchte vorerst paar Meter von der Schraube dwarsab, um ein mögliches Schweben des Netzwerkes zu beobachten. Dies bedeutet beim Tauchen immer eine große Gefahr. Verhakt sich dieses Netz- oder Tauwerk beim Losschneiden aus dem Flunkenbereich am Gerät des Tauchers, geht es unweigerlich ab in die Tiefe. Da ist auch der Signalmann, der mit dem 2. Gerät einsatzbereit im Boot wartet, völlig machtlos. Das um die Flunken gewickelte Netzwerk konnte ich relativ einfach zerschneiden und die abgeschnittenen Teile gefahrlos auf Tiefe schicken. Um kein Risiko einzugehen, erfolgte dieser Vorgang immer sehr vorsichtig und war zeitaufwendig. Mein Pressluftvorrat schaltete auf Reserve. Um das sich um die Schwanzwelle gewickelte dicke Nylontauwerk zu beseitigen, reichte der Luftvorrat aber nicht mehr. Die Aufgabe erschien mir aber lösbar. Nach dem Auftauchen fragte der Kapitän natürlich sehr besorgt, wird es klargehen? Ich antwortete mit ebensolchen besorgten Gesicht, ich gebe mir Mühe, aber versprechen kann ich es nicht. Nach dem Wechsel der Pressluftflasche erfolgte ein weiterer Tauchgang. Das Tauwerk von der Schwanzwelle loszubekommen, war nicht sehr schwierig, aber zeitaufwendig. Ich musste aber erst mal Luftholen, hätte ich an Land gesagt. Ich klemmte meine Beine um einen Flunken und ruhte mich aus. Schließlich bekam ich nach Tauchzeit bezahlt. Dabei staunte ich, wie auch später noch, wie wenig dazugehört, so einen starken Schiffsmotor zum Stillstand zu bringen. Die Aktion war für alle Beteiligten ein Erfolg. Der Kapitän erzielte bestimmt noch einen guten Marktpreis, denn die Hilfe erfolgte kostenlos, wir Lords hatten den Bauch voll Dornkat und die Taschen voller bunter Zeitschriften. Unsere Begleiter lachten auch sehr laut bei der Rückfahrt mit dem Schlauchboot. Alle wurden sicher mit einem Tampen um den Bauch die steile Jakobsleiter hochgezogen. Von meinem Betrieb bekam ich selbstverständlich mein Tauchgeld bezahlt und das für eine kostenlose, internationale Hilfe.
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Letztes Update: 01.01.1970, 01:00 Uhr
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Günther Kröger - 2008 |