Mosambik - wir waren nicht nur im Garnelenfang,
wir unterstützten und halfen den Mosambikanern.
Günther Kröger 2008-10-14
Wieder ein Treffen von Hochseefischern und Kollegen, die aktiv in Mosambik arbeiteten. Am 25. September 2008 in Neubukow im Hotel Störtebeker werden die Erinnerungen an Mosambik wieder lebendig. Bekommen die Garnelen in der Straße von Mosambik erneut das Fürchten? Es könnte ja sein, dass die Gedanken dieser Truppe erneut beim Aufbau einer Garnelenfischerei sind und neue Pläne schmieden, was man dort unten noch alles machen kann in der Fischerei.
Doch mit noch mehr Sorge verfolgen sie die Entwicklung in diesem Land, dass immer noch hungert.
Meine Gedanken sind mit dort oben und gedanklich werde ich kräftig mitreden. Ich finde es einfach großartig, dass sich alte Kollegen immer wieder treffen, sich austauschen wie es diesen oder jenen Kollegen von ihnen geht und Erlebnisse über die Garnelen- und die Kutterfischerei in Beira neu heraus kramen.
Aus diesem Anlass möchte ich aus meinen Mosambikunterlagen einiges Wissenswertes zusammenstellen und die Frage beantworten, wie es zu unserer Fischerei und anderen Aktivitäten in Mosambik kam. Was für riesige Probleme es anfangs gab und wie sich unsere Menschen bemühten, die übertragenen Aufgaben zu lösen.
Oder wie Horst Seffner in Beira mit einer Reihe von Kollegen aus Saßnitz und Rostock den Kuttereinsatz durchzogen und damit ein wenig zur Versorgung der Menschen beitrugen.
Ich schicke gleich voraus, man möge mich korrigieren, wenn ich was Falsches aufschreibe oder die Zeiten nicht so ganz richtig sind. Dort in Neubukow sitzen die Experten, mit eurer Hilfe machen wir dann unsere Fischereigeschichte zu Mosambik passend.
Es war wohl 1976 als eine Regierungsdelegation, mit einer Arbeitstruppe aus Rostock, ein Abkommen zwischen der DDR und der Volksrepublik Mosambik über die Zusammenarbeit im Fischereiwesen unterzeichnete. Das war exakt ein Jahr nach der Unabhängigkeit des Landes. Die Portugiesen hatten das Land verlassen.
Kurze Zeit danach, 1977, reiste erneut eine Delegation der VVB Hochseefischerei unter meiner Leitung nach Mosambik. Mit von der Partie bei diesen Verhandlungen waren: der Fangdirektor Egon Müller, der Biologe Dr. Peter Ernst und der Biologe und Dolmetscher Dr. Rainer Weiß. Wir führten Verhandlungen mit dem Staatssekretariat für Fischereiwesen und sollten nun ausloten, wie das Fischereiabkommen umgesetzt werden kann. Unser Protokoll, welches beide Seiten unterschrieben, eröffnete uns Wege in die Fischerei vor der Küste von Mosambik.
Wir erinnern uns an das Jahr 1977. Ein Jahr mit Schrecken für alle Fischereiländer, die über nur wenig eigene Küste verfügten und Hochseefischerei betrieben. Fast alle Küstenstaaten erweiterten ihre ökonomischen Zonen auf 200 sm. Damit waren alle herkömmlichen Fanggebiete geschlossen. Nur über Fischereiabkommen und kommerzielle Verträge war eine Fischerei in diesen Gebieten möglich, oder auch nicht.
Wir suchten überall nach Möglichkeiten für den Einsatz unserer Fischereifahrzeuge. Wir verhandelten mit Indien, Jemen, Somalia, Mosambik und natürlich mit den Küstenstaaten, vor dessen Tür wir bisher gefischt hatten. Auch kommerzielle Geschäfte zum Erwerb von Lizenzen wurden angebahnt.
Nach unserer Mosambikreise entschieden wir uns für den Einsatz von Frosttrawlern zum Fisch- und Garnelenfang. Durch die VVB Hochseefischerei erhielt das Fischkombinat Saßnitz den Auftrag, einen Frosttrawler in das Gebiet von Mosambik zu entsenden und dort Fischereierprobungen aufzunehmen.
Es war wohl im September 1977 als der Frosttrawler "Kattegat" unter Leitung von Kpt. Plaep, mit unserem Biologen vom IFH, Dr. Peter Ernst die Untersuchungen aufnahmen.
Die Fischereierprobung verlief nicht zufriedenstellend. Sicherlich lagen nun eine Reihe von Erkenntnissen vor, die jedoch nichts mit unserer Zielstellung für eine Garnelenfischerei zu tun hatten.
Dr. Ernst wird sich bestimmt so manches Mal die Haare gerauft haben, wenn statt Tonnen nur Kilos an Bord gezogen wurden. Es stand eigentlich fest, mit einem Frosttrawler war eine vertretbare Garnelenfischerei nicht möglich. Auch mit der herkömmlichen Verarbeitungstechnologie würde man kein marktfähiges Produkt herstellen können. Damals schlussfolgerte Dr. Ernst, dass nur die Tiefseegarnele mit einem in der Leistung stärkerem Schiff Erfolg bringen könnte. Verändert werden müsste die Fangtechnologie und natürlich ebenfalls die Bearbeitung der Garnele. Damals überlegten wir unsere weiteren Schritte. Das Gebiet sollte von einem Forschungsschiff intensiv untersucht werden und den Einsatz der Frosttrawler wollten wir verstärken. Wir wollten es noch einmal mit Frosttrawlern versuchen. Schon jetzt wurden Gedanken über den Einsatz anderer Fangschiffe erwogen. Das Problem war aber die fehlende Frostkapazität, wenn auch nur mit einer kleinen Tagesleistung.
Uns saßen die Mosambikaner im Nacken. Sie dachten natürlich an große Rohstoffvorkommen vor ihrer 3000 Kilometer langen Küste.
Wir dachten, mit mehreren Frosttrawlern und verbesserter Fangtechnik, müssten auch in der Tiefsee bessere Fänge möglich sein.
Im Februar 1978 wurde mit großem Selbstvertrauen ein Abkommen mit der Volksrepublik Mosambik über die Lizenzfischerei auf Tiefseegarnelen abgeschlossen. Die Verhandlungen fanden damals in Saßnitz statt.
Im September des gleichen Jahres erfolgte der Einsatz eines weiteren Frosttrawlers. Kapitän Günther Ullrich mit der "Malangen" löste die Besatzung der "Kattegat" ab. Die Fang- und Produktionsergebnisse der "Kattegat" konnten nicht befriedigen. Nun erhofften wir uns neuen Schwung in der Fangdurchführung und bessere Ergebnisse. Ohne Zweifel, Kpt. Plaep hatte viel versucht, doch die Fischerei auf Garnelen war nicht mit der üblichen Fischerei zu vergleichen.
Eine engere Zusammenarbeit mit dem mosambikanischen Staatssekretariat war unbedingt notwendig, notwendig war aber auch die Unterstützung der dort arbeitenden Besatzungen.
Am 01. Dezember 1978 nahmen Kpt. Horst Dieter Seffner und Kpt. Gerhard Suhr als Fischereivertreter in Maputo die Arbeit auf. Damit setzten wir ein Zeichen, dass es uns nach wie vor sehr Ernst war mit der Fischerei dort unten vor der Küste von Mosambik.
Doch die Ergebnisse der "Malangen" waren auch nicht viel besser als zuvor. Ich glaube, die Besatzungen dachten, wir sind hier falsch am Platz und kämpfen auf verlorenem Posten. Ihr Mut und auch das Selbstvertrauen in ihr Können lagen am Boden.
Das Staatssekretariat betrachtete unsere Arbeit sehr kritisch und setzte sich mit unserer Regierung in Berlin in Verbindung.
So reiste, noch im Dezember 1978, ohne große Vorankündigung, erneut eine Delegation unter Leitung des Abteilungsleiters Fisch von unserem Ministerium nach Mosambik. In den Verhandlungen wurden weitere Aktivitäten von Seiten der DDR Fischerei angekündigt. Dann wurde gleichfalls über einen möglichen Thunfischfang verhandelt. Mit dem Thunfischfang, diese ganz spezielle Fischerei, hatten wir uns weder in Rostock oder in Saßnitz befasst. Natürlich konnte auch unsere Fischereivertretung nur wenig über die Fangmöglichkeiten aussagen. Wir wussten, dass Japaner weltweit Thunfischfang, doch Ergebnisse hatten unsere Fischereivertreter nicht. Sie hatten auch keinen Anlass sind mit dieser Fischerei zu befassen. Ihre Unwissenheit brachte ihnen Kritik der Delegationsleitung ein.
Trotz keinerlei exaktem Unterlagen zur Thunfischerei vor der Küste von Mosambik, wurde ein Thunfischfangvertrag abgeschlossen. Die Berliner wollten die Rostocker Hochseefischerei beauflagen, japanische Fänger zu chartern. Dieser fragwürdige Vertrag wurde ohne mein Wissen und ich glaube auch überhaupt ohne Wissen der VVB Hochseefischerei abgeschlossen.
Schon jetzt kann ich sagen, er wurde nie realisiert. Doch diese Verhandlung hatte Folgen für unsere Fischereivertretung.
Das spürten sicherlich auch die Mosambikaner. Sie drängten auf höhere Aktivitäten von unserer Seite.
Im Januar 1979 reiste erneut eine Delegation in Mosambik unter Leitung unseres Stellvertretenden Ministers an. Das etwas getrübte politische Verhältnis sollte wieder aufgemöbelt werden.
Hochbetrieb herrschte nicht nur in der Botschaft der DDR, sondern auch in der Regierung des Landes. Erich Honecker reiste im Februar 1979 zum Staatsbesuch an. Alle Hotels wurden in Maputo für die Delegation der DDR frei gemacht. Auch wir in der Fischereiver-tretung wirbelten und wurde von der Botschaft einbezogen", erzählte Horst Seffner.
Zwischenzeitlich hatten wir dem Staatssekretariat mitgeteilt, dass unser Forschungsschiff "Ernst Haeckel" die Arbeit im Küstengebiet aufnehmen könnte. Mosambikanische Wissenschaftler gingen an Bord, um an den Fischereierprobungen teilzunehmen.
Der Einsatz der "Haeckel wurde wohlwollend vom Staatssekretariat aufgenommen.
Der Besuch von Erich Honecker hatte die Gemüter beruhigt. Als dann am 01. Mai 1979 der Zubringertrawler "Philipp Müller" einlief und danach die Fischerei aufnahm, konnten wir erst einmal beruhigt aufatmen. Auch dieses Schiff verfügte über keine Frostkapazität und war mit keiner speziellen Garnelenfangtechnik ausgerüstet.
Der Fang wurde in Fässern an die beiden Frosttrawler übergeben.
Kpt. Ulli Weber erzielte bedeutend bessere Fangergebnisse als vorher die Frosttrawler.
Nun hatten wir die Bestätigung, dass mit einem Zubringertrawler ansprechbare Ergebnisse gebracht werden konnten. Es bestätigte sich, dass es Garnelen gab, man musste sie nur fangen können.
Wir schickten Kpt. Ulli Weber nach dieser Reise nach Kuba. Er sollte sich deren Garnelenfischerei ansehen. In Auswertung dieser Reise und der Auswertung anderer technischer Unterlagen über die Garnelenfischerei anderer Länder, rüsteten wir dann unsere Schiffe mit der bekannten Auslegertechnologie aus. Auch ein Froster wurde aufgebaut und die Schiffe erhielt einen kleinen Kühlladeraum. Unsere Ingenieure hatten sich gut überlegt, was sie mit dem Zubringertrawler technisch machen konnten.
Es ergab sich die Möglichkeit das FVS "F.C.Weisskopf" in dieses Fanggebiet zu beordern. Die Aufgabe bestand darin, eine Garnelenbearbeitungstechnologie zu erstellen und ein verkaufsfähiges Produkt für den internationalen Markt zu erarbeiten.
Durch die Fangdirektion wurde unser Produktionsleiter Joachim Barthel zur Lösung dieser Aufgabe eingesetzt.
Die Besatzung unseres Verarbeitungsschiffes und Joachim Barthel leisteten eine gute Arbeit. Ihre Ergebnisse flossen in den Umbau der Zubringertrawler ein. Der Fang musste nach einer strengen Sortierung bearbeitet werden und die Garnelen wurden nun in 2 kg Packungen gefrostet.
Zu dieser Zeit war ein Sonderbeauftragter des Generaldirektors in Mosambik. Es sollte überprüft werden, ob eine Fischereivertretung notwendig sei. Dieser Auftrag kam eigentlich aus Berlin und war die Auswirkung der Delegation des Ministeriums. Dass wir nichts über die Thunfischfischerei aussagen konnten, hatten man uns sehr übel genommen und in erster Linie ging es dabei um den Fischereivertreter. Der Beauftragte des GD, Horst Wickert erlebte damals, welche Arbeitsschritte an Land notwendig waren, dass Fahrzeuge die Fischerei aufnehmen konnten. Er fuhr mit Kpt.Horst Seffner und Joachim Barthel ins Inland. Sie besuchten einem Garnelenproduzenten und holten sich wertvolle Hinweise für das Garnelenprodukt. Er sah die Mühen der Fischereivertreter, als der Kapitän unseres Forschungsschiffes schwer erkrankte und Horst Seffner nach Beira musste um ihn abzuholen und ins Krankenhaus von Maputo zu bringen. In dieser Zeit sollte er alleine in Maputo mithelfen zwei Schiffe aus den Hafen zu bringen. Er schaffte es nicht mit den Behörden fertig zu werden. Als Horst Seffner zurück kam, lagen die Schiffe immer noch im Hafen.
Im Ergebnis wurde entschieden, die Fischereivertretung bleibt erhalten, sie ist unbedingt notwendig, um den Schiffseinsatz sicher zustellen.
Am 13 Mai 1980 lief dann die "Herbert Baum", zwar noch ohne Auslegertechnologie, doch mit einer neuen Bearbeitungstechnologie ausgestattet nach Mosambik.
Wir waren guten Mutes. Kpt. Weber hatte gute Vorarbeit geleistet und die Besatzung war gut vorbereitet worden. Kpt. Heinrich Schwarz war zuversichtlich und wollte mit seiner Besatzung zur Fangsteigerung und einem guten ökonomischen Ergebnis beitragen. Während der Anreise befasten sie sich immer wieder mit dem Fanggeschirr und überlegten, was man in bestimmten Situationen verändern konnte.
Auch die Bearbeitungstechnologie übten sie mehrere Male. Eigentlich konnte nichts schief gehen. Für sie dauerte die Anreise viel zu lange, sie wollten so schnell wie möglich ins Fanggebiet. Seine Auslegertechnologie sollte später nachgerüstet werden.
Unser Außenhandelsbetrieb stellte auf der Leipziger Messe unser Garnelenprodukt vor und erwarb eine Goldmedaille. Auch ein fester Abnehmer für die Produktion wurde gesichert.
Alle weiteren Schiffe hatten dann auch die beiden Bäume, die Ausleger, an denen sie dann ihre Geschirre hatten.
Ich möchte die weiteren Schiffe hier ebenfalls aufführen, die dort unten im Garnelenfang zum Einsatz kamen.
Es waren "Heinz Kapelle" mit Kapitän Jürgen Peters, "Bruno Tesch" mit Kapitän Diethard Ronft und "Karl Wolf" mit Kapitän Klaus Müller.
Jetzt mit dieser kleinen Flottille sah die Fischerei schon besser aus. Man konnte sich besser unterstützen und gemachte Erfahrungen wurden weitergegeben. Der eine hatte mit dieser Veränderung am Netz bessere Ergebnisse und der andere Kapitän kam besser mit der Strömung und dem Boden zurecht. So erzielten die Besatzungen 1986 das beste Ergebnis mit 982 t Garnelen.
Nennen möchte ich auch die Vertretungskapitäne, die hier auch über längere Zeiten im Einsatz waren. Es sind: Wolfgang Fehling, Wolfgang Wenzel, Heiner Mende, Peter Osterheld, Klaus Lauer, Gernot Wille, Ede Lippert und Eberhard Müller.
Fangleiter dort unten waren: Eckard Rüdiger, Helmut Hegermann, Horst Kirschnick und Rudi Lehmann. Auch Techniker hatten wir in der Fangleitung im Einsatz: Otto Passenberger, Hans Kliem und Rudi Trottfeld.
Ein Wort noch zur Versorgung dieser Flotte. Sie wurde abgesichert durch Schiffe der DSR. Mit ihnen transportierten wir auch die Fertigware. Als Hilfsschiffe, aber auch Fänger waren die Saßnitzer Frosttrawler "Malangen" und "Lofoten" im Einsatz. Hier wurde immer wieder die Fertigware zwischengelagert.
Nachtragen möchte ich ebenfalls, dass unser Fischereivertreter Kpt. Seffner 1980 Maputo verließ und er durch Kpt. Jürgen Petzold ersetzt wurde. Doch Kpt Seffner blieb Mosambik treu als Urlaubsvertretung, aber auch für eine neue Aufgabe in Beira.
1983 verließ Kpt. Petzold mit seiner Frau Mosambik und für ihn kam Ing. Joachim Barthel.
Die Zubringertrawlerbesatzungen betrieben die Garnelenfischerei bis 1990. Danach musste sie aufgegeben werden.
In Mosambik gab es jedoch weitere Aktivitäten. Horst Seffner erzählte mir, dass Techniker von uns in Maputo ein Kühlhaus in Betrieb setzten und es betreuten. Der Autor D.Strobel schrieb im seinem Buch "Hiev Up", dass der Saßnitzer Kapitän Uwe Dalski Ausbilder an der Fischereischule Maputo/Matola war. Dort waren in diesem Zeitraum auch die Kollegen Siegfried Sitte, Peter Österheld, Gernot Wille und andere tätig. Heinz Noack arbeitete in Beira für eine Firma im technischen Sektor. Wir haben zu Hause selbst erlebt, dass und dort eine ganze zeit Mosambikaner über den Weg liefen. Sie erlernten in unserer BBS den Beruf eines Fischers und erhielten auch andere nautische Kenntnisse.
Doch 1983 gab es für Kpt. H.D.Seffner eine neue Aufgabe. Auf Grund der positiven Ergebnisse in der Garnelenfischerei durch unsere Schiffe und durch Aktivitäten von eingesetzten Bürgern der DDR, gab es Forderungen von mosambikanischer Seite, das Land noch intensiver zu unterstützen. Der immer noch vorherrschend Hunger unter der Bevölkerung war nicht beseitigt. Dies betraf vor allem die Provinz Sofala mit der Hauptstadt Beira.
Die Überlegungen der Mosambikaner gingen dahin, hier eine kleine Flotte von Kuttern im reinen Fischfang einzusetzen. Der Fang sollte für die dortige Bevölkerung bereitgestellt werden. Der Direktor des Fischfangbetriebes Saßnitz sollte dieses Projekt in Mosambik prüfen.
Doch er wollte oder konnte diese Reise nicht antreten.
Wir waren auch der Meinung, es muss schon ein Mann sein, der Mosambik kennt und Erfahrungen mit den dortigen Menschen hat.
Wie konnte es anders sein, wir griffen uns erneut Kpt. Seffner.
Wir sahen dieses Projekt als sehr kompliziert an, doch wir wollten die Garnelenfischerei nicht schaden und reagierten mit dem Einsatz von Kpt. Seffner.
Als er zurück kam, wollte er erst nicht mit der Sprache rausrücken. Er schüttelte nur mit dem Kopf. Die Umstände, die er in Beira vorgefunden hatte, waren Besorgnis erregend. Als er dann erzählte, uns seinen Bericht übergab, kamen die Probleme auf den Tisch.
"Eigentlich sollten wir die Finger davon lassen, im Grunde genommen ist keine Basis vorhanden. Was ich als in Ordnung betrachtet habe, war das Meer, auf dem die Kutter dann arbeiten sollten.
Alles andere, was ich für eine Kutterfischerei als notwendig ansehe, liegt im argen. Es gibt keine kontinuierliche Stromversorgung, damit kein Wasser und für die Kutter auch kein Eis. Das Kühlhaus mit der Eisfabrik und anderen Lagerräumen arbeitete noch und wurde von einem Portugiesen betrieben. Es war zu gemöhlt, aber die Eisbunker waren voll. Der Eiserzeuger funktionierte. Abnehmer gab es wenige und die Menschen, die Eis benötigten, hatten keine Transportmöglichkeiten. Sonst war hier der technische Zustand aller Anlagen sehr schlecht. Wie es mit dem Verkauf des Fanges werden soll, kann ich noch nicht sagen. Dies wird aber wohl eine der leichteren Übungen werden. Sie werden dem Fischhandel den Fisch unter den Händen wegreißen. Die Dieselkraftstoffbelieferung wurde mir vom Provinzgouverneur zugesichert.
Also, Chaos auf der ganzen Linie. Schlimm ist, dass bei den verantwortlichen Leuten Desinteresse vorliegt. In der Firma "Emopasca", mit der wir die Kutterfischerei betreiben sollten, fanden wir auch nicht so den richtigen Partner. Unser Projekt, dass ja eigentlich von den Mosambikanern kam, riss niemanden dort vom Hocker.
Obwohl alle sehen, dass die Bevölkerung eine zusätzliche Versorgung mit Fisch bitter notwendig hat. Wenn man die leidenden Menschen sieht, kann man verzweifeln. Ich kann die flehenden Augen der Kinder nicht vergessen, wenn sie um Essen bettelten.
Nur unter diesem Zwang, etwas gegen den Hunger in die Wege zu leiten, sage ich ja zu dem Projekt."
Und Kapitän Seffner erzählte weiter:
"Ich vertrat den Standpunkt, wir müssen, wenn wir dort die Kutterfischerei betreiben, bis auf den Dieselkraftstoff, unabhängig sein. Vom Fischkombinat Rostock wurde mir Unterstützung zugesagt. Als auch von der VVB die Zustimmung erfolgte, stellte ich eine Reihe Forderungen auf, die sie erfüllen mussten, da wir sonst nicht handlungsfähig dort unten in Beira wären.
In der VVB Hochseefischerei arbeitete seit geraumer Zeit der ehemalige Hafendirektor des Kombinates, als Direktor Afrika. Er war jetzt zuständig. Musste jedoch die Zusammenarbeit mit den Betrieben suchen. Jetzt war es notwendig intensiv mit dem Fischkombinat Saßnitz die Vorbereitungen zu treffen.
Für das Projekt forderte ich damals einen LKW, einen Barkas, ein Lebensmitteldepot für unsere Besatzungen, technische Ersatzteile für die Schiffe, aber auch für Landanlagen, um die Eisfabrik und die Kühlladeräume wieder funktionstüchtig zu machen. Einen PKW und auch Möbel für Einrichtungen, um wenigstens einigermaßen Leben zu können. Es war eine riesige Menge, die wir auf ein DSR-Schiff verluden. Mir wurde auch zugesagt, dass andere Ersatzteile sofort nachgeschickt würden, falls wir Hilfe brauchten.
Auch entsprechende Techniker wurden gesucht, die dort unten helfen sollten.
Anfang September 1984 war ich zurück in Beira.
Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, dass die Eisfabrik still stand. Der Portugiese war nicht mehr da. Die Mosambikaner, die hier arbeiteten, waren nicht in der Lage Eis zu erzeugen. Sie brachten es nur zu kaltem Wasser. Kurz entschlossen, übernahm ich die Eisfabrik und forderte aus Maputo Hilfe von der Flotte an. Unser Spezialist Dieter Wäsch reise sofort an. Als er die Anlage sah, meinte er: "Betrieben und damit arbeiten kann nur ein technisches Genie." Doch er bekam die Anlage zum Laufen. Glücklich wurden wir damit nicht. Ein neuer Eiserzeuger musste her. Eigentlich bekam man auch in Mosambik alles. Man musste nur wissen, wo Aggregate und technische Einrichtungen eingelagert waren. Sie wurden an Mosambik geliefert, aber Betreiben konnte hier unten solche Anlagen niemand.
Wir wussten, in Maputo lagen mehrere Anlagen. Doch wie diese nach Beira transportieren?
Joachim Barthel schaffte es und nach einer Woche stand das noch neue Aggregat am Hafen. Heinz Noack und ein Monteur aus Berlin begannen mit dem Einbau. Dabei passierte uns ein Missgeschick. Wir wollten den Erzeuger in die obere Etage des Lager schaffen und hatten ein großes Loch in die Decke geschlagen. Als der Erzeuger oben stand, brach der Flaschenzug und der Erzeuger lag zertrümmert am Boden.
Wir holten ein zweites Aggregat aus Maputo. Jetzt glückte unser Montage. Die Leute dort unten hatten natürlich unsere Bemühungen verfolgt und sich immer wieder gewundert, wie wir dies bewerkstelligt hatten. Bei ihnen hätte es Jahre gedauert.
Im Oktober 1984 trafen dann die ersten beiden Kutter ein.
Es waren SAS 298 "Zwergwal" mit Kpt. Horst Müller und , SAS 318 "Sägehai" mit Kpt. Horst Wendt.
In Beira wurden sie sofort bebunkert und ab ging es zum Fischfang.
Viel konnten wir ihnen an Hinweisen zur Fischerei nicht geben.
Sie sollten sich an die einheimischen Fischer halten. Und später konnten wir dann die Lage sondieren.
Sie machten große Augen, als sie sahen, was sie aus dem Steert schütteten. Doch am nächsten morgen waren sie wieder im Hafen.
Sie strahlten als sie festmachten. Den Fang stellten sie selbst auf die Pier. Einer hatte 10 t und der andere Kutter 8 t gefangen.
Es war ein Gemisch von Leuchtsardinen, Schildmakrelen, Schwertfischen, Haie, Rochen bis zu edlen Sortimenten.
Doch Bonitos, Langusten und Garnelen waren nur wenig im Sortiment. Die Fischkisten kamen zum Fischhändler "Emopasca". Wir dachten sie würden sofort an die Bevölkerung verkauft, doch wir hatten uns geirrt. Sie standen am nächsten Tag noch immer beim Fischhändler. Das Eis war weggeschmolzen und der Fisch stank.
Auch die Besatzungen waren entsetzt. Von nun an organisierten wir den Verkauf selbst.
Mit der Bereitstellung von gutem Wasser hatten wir lange zeit Probleme. Wir bohrten einen Brunnen, doch das Wasser konnten wir nicht zur Eisherstellung gebrauchen. Also schafften wir uns große Behälter an, um gutes Wasser zu bevorraten. Manchmal, half dann auch die Feuerwehr mit gutem Wasser aus. Da die im Busch operierenden Banditen oftmals die Strommasten sprengten, saßen wir immer öfter ohne Strom da. Dann hatten wir weder Wasser noch Eis für die Kutterbesatzungen. Auch die beiden anderen Kutter waren nun in der Fischerei.
Es waren SAS 303 "Seewolf" mit Kpt.Wolfgang Lorenz und SAS 305 "Sattelrobbe" mit Kpt.Volker Ziegner. Wir hatten noch eine 5. Besatzung hier in Beira. Sie tauschten, weil unter den Bedingungen, unter denen die Besatzungen auf den Kuttern lebten, Ruhepausen notwendig waren. Die Kutterbesatzungen waren hervorragend auf ihren Einsatz eingestellt. Auf ihnen war Verlass und sie spornten sich in der Fischerei gegenseitig an.
Mit dem Absatz des Fanges hatten wir nun keine Probleme mehr. Die Fischhändler holten sich den Fisch mit Autos oder auch mit der Schubkarre ab. Sie musste immer sofort bezahlen. Aus den Einnahmen, deckten wir unsere Ausgaben alle ab.
Nach einer gewissen Zeit bekam ich von zu Hause weitere Unterstützung. Es waren die Techniker Dieter Bartuschat und Thomas Hartung. Auch aus meinem Betrieb kam der alte Haudegen Karl Sobotta zum Einsatz.
Es war eine Freude mit den Kutterbesatzungen zu arbeiten. 1985 landeten wir 2600 Tonnen an. Das war schon eine große Leistung bei den vorherrschenden Bedingungen. Man stelle sich vor, im Jahr 1985 gab es nur einen Monat Strom und damit auch nur einen Monat Wasser, wenn man die Ausfallzeiten addiert. Trotzdem haben wir es geschafft, die Kutter im Einsatz zu behalten.
Dort in Beira sprach man in den gewissen Kreisen mit Hochachtung von unserer Kutterfischerei. Bei der Bevölkerung wurde unser Fisch immer voll bei der Versorgung einkalkuliert. Heinz Noack baute uns dann sogar eine zweite Eisfabrik auf, um die Kutter ausreichend versorgen zu können. Auch die Unterstützung von zu Hause war immer in Ordnung, man hielt, was man versprochen hatte.
Am 28. Februar 1990 war dann alles vorbei. Die drei noch einsatzfähigen Kutter wurden dort unten verkauft."
Auch ich möchte, wie D.Strobel in seinem Buch "Hiev Up" sagen, dass ich mit Respekt die Arbeit der Kollegen in Mosambik verfolgte.
Ihre Arbeit hat vielen Menschen geholfen. Ihr Auftreten und ihre Handlungen gaben ihnen Zuversicht und die Hoffnung, dass sich ihr Leben doch zum Guten wenden könnte, wenn sie Unterstützung erhalten. Doch mit der Wende mussten diese Aktivitäten eingestellt werden und mit Sorge schauen wir auf die Ärmsten der Armen in dieser Welt, wir können nicht mehr helfen.