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Schirmer
Jochen Schirmer
Kunstmaler


Arbeitskreis


60 Jahre
Fischwirtschaft
in Rostock Marienehe



Bilder vom Fischereihafen aus den Jahren 1950 bis 1990 und nach der Wende 1990

Fischereihafen




Ständige Ausstellung
Hochseefischerei 1950-1990

Societät Rostock maritim e.V.


Dienstleister im Hafen

Dienstleistungen im Hafen

1. Löschen und Ausrüsten

Löschen

Die Abteilung Löschen und Ausrüsten gehörte zur Produktionsdirektion.
Nach dem Einlaufen und Festmachen der Schiffe wurde durch den Kapitän oder den Steuermann der Stauplan an dem Einklarierer übergeben. Im Stauplan war aufgeführt, wie in den Laderäumen der Fisch nach Sortimenten durch die Besatzung gestaut wurde. Für das Ausrüsten der Fahrzeuge wurde ebenfalls ein Stauplan durch die Besatzung übergeben.

Unmittelbar nach dem Festmachen der Logger oder Trawler begann der Löschprozess. Die Hievwinde wurde am Kai zum Schiff transportiert, ein spezielles Förderband wurde vom Kai aus über die Luke geschoben. Im Stag, über die Luke, wurde ein spezieller Läufer gezogen. Das Förderband war mit anderen Bändern verbunden, die den Fisch bis in die Fischhalle bringen sollten.
Die Luken wurden geöffnet und nun begannen sich die Löscharbeiter einzugraben. Bei einer Vollschiffladung mit Rundfisch, sammelten sie per Hand und manchmal mit einem Haken die Fische in einen Korb, der dann auf Kommando angehievt und auf dem kleinen Potest auf dem Förderband ausgekippt wurde. Die Kommandos zum Hieven gab der Mann auf dem Förderband, der den Fischkorb ausschüttete und auch zurück in den Laderaum gab. Mit dem Haken pickte man in den Kopf des Fisches und dann wurde der Fisch damit in den Fischkorb befördert. Wir sahen es nicht zu gerne, wenn die Löscharbeiter den Haken einfach in den Laib des Fisches schlugen. Doch es kam immer wieder vor.
Waren die Löscharbeiter auf der sogenannten Bühne angekommen (eine Abschottung ungefähr auf der Hälfte der Höhe des Laderaumes, um den Druck auf die unteren, eingelagerten Fische zu mindern.), wurde mit den Hocken weitergemacht. Der Laderaum war in Hocken unterteilt. Nun wurde der Fisch aus einer oder auch bei gleichem Sortiment aus mehreren Hocken herausgezogen.
Per Fischkorb ging er dann erst auf das große Förderband und dann mit den anderen Bändern in die Fischhalle. In den ersten Jahren wurde hier der Fisch in Kisten umgepackt, gewogen und abgeeist. Danach wurden diese Kisten etikettiert und in Kühlwaggons verladen. Meistens gingen sie dann zum Fischhandel.
Natürlich wurde die Anlandung durch die Gütekontrolle abgenommen und auch verwogen, bevor das Eis auf den Fisch kam.
Brachte ein Schiff Hering in Hocken mit, dann mussten sie viel vorsichtiger mit dem Hering umgehen. Der Löschprozess war aber genauso, nur, dass man unter den Luken keinen Fisch lose in Eis staute. Bei Kistenware wurde diese ebenfalls Kiste für Kiste auf das Förderband gehievt und danach wurde in der Halle das alte, restliche Eis entfernt, gewogen, mit Pergamentpapier abgedeckt und neu vereist.
In den ersten Jahren, noch bis Ende der 60er und auch zur Georgesbankzeit wurde Salzhering auf See hergestellt. Anfangs in Holz- dann in Plastefässern. Mittels Fasshaken wurden die Fässer aus dem Raum gehievt. Sie wurden auf ein Gestell abgeladen und rollten dann in die Salzfischhalle. Hier wurden sie dann aufgeschlagen, die Mutterlake wurde abgegossen und der Hering wurde neu in die Fässer einsortiert. Dann erfolgte die Neubelakung des Herings. Die Fässer wurde verschlossen und per Bahn in die Fischauslieferungsläger transportiert. Durch eine Rüttelmaschine wurde später die Arbeit erleichtert.
Auch hier wurde die Qualität des Fisches geprüft und Fässer die nicht belakt von See kamen, aussortiert. Manchmal waren auch Fässer beim Löschen beschädigt worden, der Salzhering aber in Ordnung.
Ich erinnere mich gut an meine Zeit als Fangleiter für die Logger und Trawler Typ I. Wir hatten mit Dr. Krämer vormittags einen festen Termin abgemacht und kontrollierten jeden Tag gemeinsam die Qualität des Herings. Wir fasten den Hering mit beiden Händen an den Schwanz, schlugen den Hering um die Längsachse und zogen das gute Rückenstück ab.
Dann wurde gekostet. Hatte man einen Kater, war das Probieren angenehm, aber mit der Zeit mochte ich manchmal keinen Hering mehr sehen, noch essen.

Ende oder auch schon Mitte der 60er Jahre, glaube ich, wurde eine erste Bearbeitung in der Fischhalle I eingerichtet. Der Rundfisch wurde zum größten Teil filetiert. Aber hier wurde dann auch Heringsfilet geschnitten.
Mit der Bearbeitung des Fisches auf See, wurde dann, nach einer gewissen Zeit die Bearbeitung an Land eingestellt.
Das Löschen von Frostware erfolgte dann später am Warnowkai ebenfalls mittels Kräne.
Die Frostware wurde unten im Laderaum auf Paletten gestellt
und dann per Stapler unter die Luke gefahren oder per Bänder unter die Luke transportiert und auf Paletten abgestellt. Danach wurde sie aus dem Raum gehievt und auf die Rampe vor dem Kühlhaus abgestellt. Von hier aus kam sie ins Kühlhaus oder auch direkt in den Versand per Kühlwaggon.

Ausrüsten

Nach dem Löschen wurden die Räume gewaschen.
Der Logger oder Trawler wurde verholt. An der Eisfabrik wurde entsprechend dem Stauplan der Besatzung das Schiff mit Eis ausgerüstet. Die Rüstbrigade musste zuvor die Abschottungen wieder in den Laderäumen einrichten. Von den Besatzungen wurde eine exakte, ordentliche Arbeit verlangt. Wegen Eismangel wollten die Besatzungen die reisen nie vorzeitig beenden.
Auch die Ausrüstung mit leeren und mit Salz gefüllten Fässern erfolgte entsprechend dem Stauplan der Besatzung. Auch hierbei kam es auf eine sorgfältige Arbeit an.

Die Ausrüstung der Fabrikschiffe erfolgte nach den Vorgaben der Besatzungen. (Kartonage, Folie u.a.)
Proviant wurde immer von den Besatzungen selbst übernommen. In der Anfangszeit ebenso das Fischereimaterial.


2. Netzboden

Es war 1953 im September, ich habe schon einmal darüber berichtet, als ich mit meinem Freund Blubber Fehling, von Sassnitz kam und wir als Reservisten auf dem Netzboden arbeiteten.

Chef auf dem Netzboden war, soweit ich mich erinnere Hein Rüsch und sein Stellvertreter war Otto ....., leider habe ich seinen Nachnamen vergessen, weil er bei uns nur als Otto bekannte war. Zuvor war eine gewisse Zeit ein Kapitän, Elkemann-Reusch dort für die Netzreparatur und Netzherstellung verantwortlich. Er ging als Kapitän zurück in die Flotte (ROS 119 „Patriot“) und ich stieg damals bei ihm als Matrose auf.

Auf dem Netzboden arbeiteten überwiegend Frauen. Aus Männern bestand schon damals eine Taklerbrigade, die für die Kurrleinen und auch für Spleißarbeiten des Netzbodens zuständig war.

Da wir das Netzmachen in Sassnitz erlernt hatten, wurden wir beide zu Reparaturarbeiten eingesetzt. Damals war noch die Zeit der Manila-, Baumwolle- und Sisalnetze und von allen Besatzungen wurde nur mit dem Grundschleppnetz gearbeitet.

Das Netzmaterial wurde in Netzballen in den unterschiedlichen Größen geliefert. Wir erhielten damals eine Handskizze und schnitten uns den einzusetzenden Flügel des Netzes selbst zu. Auch die Anstellungsmaße hatten wir auf dem Zettel und der Netzmachermeister oder eine der Frauen kam dann und half uns beim Einstellen des Flügels oder eines anderen Netzteiles. Auch die Steerte wurden damals selbst gestrickt. Wir haben bei den Frauen, die die Steerte an-fertigten, ebenfalls einige Tage gearbeitet.

Über die Netzgrößen fehlen mir exakte Informationen, denn leider sind einige meiner Unterlagen unvollständig. Doch sicherlich erinnern wir uns alle noch an das bekannte Teufelsgeschirr, an das 120 Fuß Herings-Baumwollnetz mit den 7 Fadenstandern. Es wurde aber auch kürzer mit 5 Faden Standern gefahren. In Erinnerung ist das Mozewski Geschirr, das 120 Fuß Perlondachnetz und auch das 180 Fuß Manilanetz mit Perlondach. Auch ein 180 Fuß Manilanetz nach Hamburger Bauart war im Einsatz. Ein ähnliches 180 Fußnetz gab es nach Rostocker Bauart. Wir kennen auch alle das 140 Fuß Frischfischnetz. Ein Netz nach Kapitän Heusermachart und viele andere speziell angefertigte Netze.

Damals war es noch möglich, dass die Kapitäne ihre Zeichnungen dem Netzmachermeister übergaben und danach fertigte man dort dann die Netze. Die Geschirre wurden damals sowieso individuell zusammengestellt. Auf dem Trawler wurde Ponnys oder Knüppel oder es wurde auch mit dem Joch gefahren. Ich fuhr mal als Netzmacher bei Otje Schill. Wir fischten auf Hering und nach jedem Hol wurde die kleinen Stroppen in der Headleine verändert. Ich stand schon immer mit einem Strop nach dem Hieven bereit, um zu wechseln. Als es uns an Deck mal zu viel war, ließen wir das Wechsel der Stroppen bleiben. Er meinte dann, war schon gut, dass wir den 20er Stropp jetzt gefahren haben, es fischt besser.

Wir hatten ihn aber gar nicht dran am Geschirr. Das war wohl auch nicht im Sinne des Erfinders, aber manchmal hatten wir auch unseren eigenen Kopf.

Schon damals wussten wir, dass in vielen Fällen die Schleppgeschwindigkeit, die vertikale und horizontale Öffnungshöhe des Netze ausschlaggebend für den Erfolg ist. Doch an der Schleppgeschwindigkeit konnte nur über Veränderungen beim Netz etwas erreicht werden. Als das Netzmaterial dünner und damit leichter wurde, als zum ersten Mal Perlonmaterial zum Einsatz kam, machte sich diese Veränderungen in der Fängigkeit stark bemerkbar.

Ich entsinne mich noch an die Treibnetzfischerei, als wir zum erstenmal 10 Perlonnetze erhielten. Der Unterschied im Gewicht war derart drastisch, dass wir es gar nicht fassen konnten. Dann sahen wir auch, dass in unseren alten Netzen fast kein Hering steckte, doch in den Perlonnetzen saß der Hering. Wir sagten damals, die Netze sind so fein, dass der Hering sie nicht sieht und spürt.

!959 gab es in der Loggerflotte die Aktion „Leichte Netze schwere Fänge“. Da bahnte sich ein gewaltiger Fortschritt an.

In der nächsten Folge wird über veränderte Netze in der Rostocker Hochseefischerei berichtet.

 





Letztes Update: 01.01.1970, 01:00 Uhr
Günther Kröger - 2008