Schwarzer Heilbutt im NO-Atlantik

Günther Kröger

Der  Bericht über den Schwarzen Heilbutt im Gebiet NO-Atlantik wurde aus eigenen Arbeitsunterlagen, dem Nachlesen im Fachbuch von Günter Mau - Fischereikunde - und der Ausarbeitung von           L. Heinrich ehem. Abt. FWP und anderen betrieblichen Unterlagen erarbeitet.

Schwarzer Heilbutt, ob gegart oder geräuchert, zog ich früher und auch heute noch dem damals und heute begehrten Aal vor.  So geht es auch vielen meiner Hochseefischer Kollegen.

Bei der Bearbeitung der Fangebiete ordnete ich auch meine Arbeitsunterlagen, die wertvolle Aussagen zu einer Reihe von Fischarten enthielten.

In dieser Ausarbeitung möchte ich mich mit dem „Schwarzen Heilbutt im großen Gebiet NO-Atlantik" befassen.

Der Schwarze Heilbutt mit wissenschaftlichem Namen -Reinhardtius hippoglossoides- ist ein sogenannter rechtseitiger Plattfisch. Er lebt bekanntlich in Tiefen von 200 - 2000 m  im bodennahen Bereich, jagdt aber seiner Beute auch im Pelagial. 
Als Nahrung bevorzugt der Schwarze Heilbutt Tiefseegarnelen, aber auch Krabben, Kopffüßler - Mollusken und verschiedene Fischarten ua. Poutassou. Eine starke Nahrungsaufnahme wurde in Tiefen von 200 bis 500 m festgestellt.
Die Männchen werden maximal 80 cm und die Weibchen 1 m lang.
Geschlechtsreif werden sie im Alter von 9 - 12 Jahren im Gebiet Island bei einer Länge von 50 - 70 cm und in der Barentssee von 35 - 45 cm.
Die Hauptweideplätze bei Island liegen im Norden und Osten der Insel. Im NW der Insel befindet sich das Laichgebiet des Schwarzen Heilbutts.
Die Laichplätze liegen in größeren Tiefen, z.B. im Nordmeer bei 700 - 2000 m.   
Die Laichzeit bei NW-Island liegt im Zeitraum ca. März - Mai und im Nordmeer ist die Hauptlaichzeit im Dezember.
Die wichtigsten Fangplätze des NO-Atlantik für den Schwarzen Heilbutt befinden sich an den Steilabhängen des Kontinentalsockels bei Island, Norwegen, Spitzbergen und der Barentssee. Auch bei den Faröer war unsere Flotte im Einsatz.

Aus meinen Arbeitsunterlagen geht hervor und sie decken sich im Wesentlichen mit den Aussagen von L.Heinrich, das wir sowohl bei Island (ich denke an die kurzweiligen sehr effektiven Einsätze der Flottillen ROS 316 und ROS 317 mit den Z-Trawler aber auch mit anderen Schiffseinheiten), an der norwegischen Küste, bei Spitzbergen und in der Barentssee, auch bei den Faröer - Inseln Schwarzen Heilbutt fischten. Vor allem in Tiefen von150 - 900 m und auch tiefer.
Als besonders effektive Fangplätze sind mir in Erinnerung, das Gebiet Vikarall (April/Mai), sowie Barda Grund (Mai/Juni)und Gammelloch. Meistens wurde vor April im Norden Islands die Fischerei durch Eis behindert.
Im ersten Quartal war im Gebiet Island, im nördlichen Gebiet, wegen Eis, keine ertragreiche Heilbuttfischerei möglich. In Abhängigkeit vom Eis wurde die Fischerei bei Vikurall erst Mitte bis Ende April in Tiefen bis 1000 m aufgenommen. Sie erreichte im Mai ihren Höhepunkt. Fangplätze, die in der Nachlaichphase und der Weideperiode gute Ergebnisse bringen würden, liegen innerhalb der damaligen 50 sm Zone, blieben uns verschlossen.
Im Juni und Juli hatten wir eine Mischfischerei.
Im östl. Gebiet konnten immer wieder außerhalb der 50 sm Zone geringe -nicht geschlechtsreife Tiere -Konzentrationen angetroffen werden. Hier wurde hin und wieder im IV Quartal gefischt.
Gute Fischerei war ebenfalls am westlichen Abhang in der Barentssee.
 (siehe Karten Island 1, 2 und 3)

Untersuchungen, die 1973 durch die „Junge Garde" in Auswertung der Z-Trawlerfänge bei Island gemacht wurden sagen aus, dass die besten Fänge in der Zeit von 10.00 Uhr bis 22.00 Uhr erzielt wurden, danach steht auch der Heilbutt im Pelagial und jagdt seiner Nahrung nach.
Ähnlich waren auch die Aussagen sojetischer und polnischer Biologen.
Bei Vikurall wurde die Beobachtung gemacht, dass der Schwarze Heilbutt in sogenannte Wellen durch das Gebiet zog und dann in die Tiefsee zum Laichen abzog. Heinrich schreibt, die Schwärme traten häufig zuerst nördlich und flacher auf (NO, 600 m Wassertiefe/ Loran 1L5 1400) und zogen sich dann in 1 -2 Tagen immer südlicher und tiefer und verschwanden bei 900 m Wassertiefe (SW, Loran 1L5 1450). Die nächste Welle setzte dann wieder im Norden ein.
Die Nachlaichkonzentrationen wanderten in NO-licher Richtung zu den nördlichen Laichplätzen Islands.
Die Fischerei bei NW-Island im Zeitraum Ende April/Mai/Anfang Juni bezieht sich im wesentlichen auf Nachlaichkonzentrationen. Natürlich handeltes sich in der ersten Maihälfte noch um Laichkonzentrationen. Danach ist der Heilbutt abgelaicht. Die Konzentrationen werden geringer.
Bei der Fischerei spielen die Hydrologischen Bedingungen und die Strömungsverhältnisse bei Island eine entscheidende Rolle in der Fischerei.
Der Heilbutt laicht bei Wassertemperaturen am Boden von um 5 Grad C. In der Nachlaichphase hält sich der Schwarze Heilbutt in der Warmwasserseite der Konvergenzzone bei plus 2 - 2,5 Grad C auf. (April/Mai) Während der Weidewanderung bevorzugt er die Kaltwasserseite mit - 0,2 Grad C bis plus 0,2 Grad C.
Oft haben die Kapitäne festgestellt, dass der Heilbutt nach Stürmen verschwunden war. Sie fanden die Konzentrationen aber wieder, wenn sie sich mit den Schiffen verteilten und unterschiedliche Wassertiefen untersuchten. Ein Zusammenhang muss mit dem kurfristigen Verschieben der Konvergenzzone gesehen werden.
Gerne wollte man eine Beziehung der Oberflächentemperaturen mit den Bodentemperaturen herstellen. Es war aber nur bedingt möglich. So hat man auf den Plätzen Bardagrund und Gammelloch beobachtet, dass der Heilbutt nur bei Oberflächentemperaturen von plus 6 Grad C zu fischen war. In anderen Wasserkörpern war keine Fischerei. Bei guter Fischerei auf dem Fangplatz Vikurall hatte man Wasseroberflächentemperaturen von plus 4 Grad C und plus 7 Grad C. Es wurde auch festgestellt, das sich die Heilbuttschwärme an der Grenze zwischen dem kalten ostgrönlandischem Wasser und der warmen Irminger Strömung aufhalten.
L. Heinrich berichtete, dass an der Schelfkante südl. der Bäreninsel (72-73 Grad) sich die Heilbuttkonzentrationen gelegentlich auflösen.
Ursachen liegen in den Strömungsveränderungen. Dieser Zustand dauerte einige Tage an und danach stabilisierten sich die Fänge wieder.
Manchmal veränderten sich dann aber die Fangtiefen.

Ich erinnere mich, das wir in den Gebieten Spitzbergen, Bäreninsel und Kopytowbank Heilbutt, Kabeljau und Rotbarsch fischten.
Kapitän Seifert erzählte mir (siehe auch die kleine Seekarte), dass er westl. von Spitzbergen mit seinem Frosttrawler gut Heilbutt fischte.
Aus unseren Erfahrungen wissen wir, dass wir in den Tiefen bis
500 m meistens Rotbarsch und Kabeljau fischten. In größeren Tiefen dominierte der Schwarze Heilbutt. Im II. Quartal wanderte dort der Heilbutt nördlich. Im östl. Gebiet der Barentssee brachte die Fischerei bis zu 40 Prozent Heilbutt. Im III. Quartal ist der Heilbutt auf Nahrungssuche, die Konzentrationen werden geringer. ( 500 - 900 m)
Gegen Ende des Quartals steht der Heilbutt kurz vor der Laichzeit. Es treten wieder größere Konzentrationen auf und die Fänge stiegen.
Für eine gezielte Fischerei sind die Monate September bis November vorteilhaft. (Vorlaichkonzentrationen)
Hauptlaichzeit ist im Dezember und damit konzentriert sich der Heilbutt sehr stark. Ab Januar ist dann die Fischerei vorbei, weil der Heilbutt sich auf dem Barentsee - Schelf  zur Nahrungsaufnahme
verteilt.
Im Gebiet der Faröer - Inseln ist eine Fischerei Mai - September möglich. Der Fangplatz liegt ONO der Insel. Fangtiefen liegen bei 400 - 600 m. Generalposition 62° 30' N und 04°00' W.

Wegen der extremen Bodenverhältnisse war die Fischerei bei Island immer sehr aufwendig. Die Schleppzeiten waren bei Vikurall nie länger als 1 Stunde, meistens kürzer. Man wollte vermeiden, dass man mit kaputtem Geschirr Fischereizeit ohne Fang verliert.
Von unserer Flotte wurden folgende Netze eingesetzt: 140 Fuß Netz, RG 400, RG 460, RG 470, und RG 560.
Heinrich sagt aus und ich kann es bestätigen, dass mit allen Netzen gute Fänge erzielt wurden. Es muss aber eingeschränkt werden, dass kleinere Netze vorteilhafter bei den vorherrschenden Bodenverhältnissen waren. (140 Fuß Netz/RG 400)
Wegen der starken Strömung spielte das Vorgeschirr bezüglich der Einschränkung der Netzschäden eine besondere Rolle. Günstig erwies sich die Ponny-Variante. Aber auch Kapitäne, die mit dem Joch fischten hatten Vorteile.
Kurrleine und Scherbretter beeinflußten ebenfalls die Netzschäden.
Wir erinnern uns alle, bei den größeren Fangtiefen, musste auch mehr Leine gesteckt werden. Man hat festgestellt, dass dabei sich die Leinen Aufdrehten, ein größerer Reck entstand. (gemessen bis 12 m)
Der Kurrleinen verschleiß war sehr hoch. Die Hangerrollen verschlissen. Wir haben in dieser Situation Reservehangerrollen zum Einsatz gebracht, die das Verdrehen der Leinen einschränkten.
Viele Kapitäne fuhren bei Island in der Heilbuttfischerei auch mit verlängerten Jagern. (bis 100 m)
Mir ist noch ein alter Spruch unserer Kapitäne in Erinnerung: Dat olle Net kümmt up denn Galgen. Ward für de Islandfischerie reserviert.